In den sozialen Medien sehen wir immer wieder Videos, in denen Hunde mit gesenktem Kopf reumütig in einer Ecke verschwinden und traurig schauen, nachdem sie ein Fehlverhalten begangen haben. Sind sie sich etwa ihrer Schuld bewusst? Können sich Hunde schämen? Eine Expertin klärt auf.
Unsere Autorin Anika ist mit ihrem Hund Sherlock das Dream-Team schlechthin. Alle Tipps und Tricks, die Anika in ihren Artikeln gibt, sind deshalb Hunde-approved und vorher gemeinsam mit Sherlock ausprobiert worden.
Können sich Hunde schämen?
Dein Hund hat etwas kaputt gemacht und jetzt legt er sich flach hin und schaut dich mit großen, reumütigen Augen an? In diesem Zusammenhang entsteht schnell der Eindruck, dass der Hund ganz genau weiß, dass er etwas falsch gemacht hat und sich deshalb schämt. Doch haben unsere Vierbeiner diese Eigenschaft oder schreiben wir ihnen Scham einfach nur zu, weil wir unsere Hunde gerne vermenschlichen?
Eines ist klar: Scham ist eine sehr komplexe Emotion, die voraussetzt, dass man eine Vorstellung von Werten und Moral hat. Wenn sich jemand schämt, ist der Person also klar, dass sie etwas falsch gemacht hat und von der Moral abgewichen ist. Ob Hunde allerdings zu all diesen Schritten in der Lage ist, erscheint fraglich. Außerdem ist sich die Wissenschaft unsicher, ob bei den Vierbeinern eine Moralvorstellung überhaupt existiert oder existieren kann.
Aufgeklärt: Hunde haben kein schlechtes Gewissen
Ja, die Vierbeiner wissen zwar, wenn sie etwas falsch gemacht haben – aber nur, weil sie dies aus dem erlernten Verhalten und von der Art und Weise, wie du auf bestimmte Dinge reagierst, ableiten. Dass sie nach der ‚verbrochenen Tat‘ allerdings ein schlechtes Gewissen haben, kann nicht gesagt werden.
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„Denn das würde voraussetzen, dass sich der Hund allein schon deshalb schlecht fühlt, weil er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat und dies ihn Schuldgefühle bereitet„, so Verhaltensbiologin Dr. rer. nat. Saskia Schneider gegenüber PETBOOK.
Woher entsteht der Eindruck, dass Hunde sich schämen?
„Aber mein Hund schaut immer ganz schuldbewusst, wenn er etwas falsch gemacht hat“, werden nun vielleicht ein paar Stimmen sagen. Und ja, das stimmt. Aber dies liegt hauptsächlich an dem Fakt, dass die Vierbeiner uns Menschen gut lesen können und sehr einfühlsame Wesen sind.
So merkt dein Hund direkt, wenn du sauer auf ihn bist und möchte dich mit seinem Verhalten besänftigen – und daher kommt dann die geduckte Haltung, der gesenkte Kopf und die großen Hundeaugen. Wir Menschen interpretieren diese Gesten dann als Schuldeingeständnis. Die Betonung liegt hier allerdings auf „interpretieren“, denn mit einem wahren, schlechten Gewissen hat dies nichts zu tun.
Dies bestätigten auch mehrere Studien. So fand ein ungarisches Forscher:innenteam 2021 in einer Befragung heraus, dass die Mehrheit der Hundebesitzer:innen das Verhalten von Hunden in bestimmten Situationen als eine Art Scham bezeichnen würden und die Tiere deshalb wüssten, wenn sie etwas falsch getan haben. Der Hauptauslöser hierfür war meistens der „schuldbewusste Blick“ der Vierbeiner.