Während der Corona-Pandemie waren sie für viele von uns seelische Rettung: Hunde, Katzen und Nager, die in der Zeit von Lockdowns und Homeoffice Anschluss und Freude in unser Leben brachten. Heute jedoch steht das Tierheim Berlin, wie so viele andere Schutzstätten im Land, vor einem schwerwiegenden Problem. „Die Menschen denken einfach nicht nach“ – so lautet Christine Streichans ernüchterndes Resümee bezüglich der unüberlegten Anschaffungen vieler Haustiere.
Nun, da die Pandemie abklingt und der übliche Alltag einkehrt, sind Tierheime wie das in Berlin mit den Konsequenzen konfrontiert: Überfüllung und Not. Arbeitnehmende müssen zurück ins Büro, Urlaubsreisen stehen an – und die einst als Begleiter in schwierigen Zeiten geholten Tiere passen nicht mehr in die Lebensentwürfe vieler Menschen.
Das Tierheim Berlin und seine Leidensgenossen stehen nicht allein vor der Herausforderung, die vermehrt abgegebenen „Corona-Haustiere“ zu beherbergen. Die Situation verschärfen ebenfalls die Unterbringung von Tieren aus Kriegsgebieten wie der Ukraine und die schwierige Vermittlung von sogenannten Problemhunden.
Das sind die Hauptgründe, warum Tiere im Tierheim landen
Christine Streichan, Leiterin des Resorts Politik & Kommunikation im Tierheim Berlin, findet klare Worte, warum Tiere abgegeben werden: „Entweder war es der Überdruss bei der Adoption, die Kosten, die die Besitzer plötzlich doch überfordern oder eine Lebenssituation, die sich ändert.“ Verständnis hat sie dafür allerdings nicht: „Die Menschen denken einfach nicht nach. Ein Haustier ist wie ein neues Familienmitglied. Das sollte man sich vorher immer gut überlegen.“
Wegen der Überfüllung wird die Annahme der Tierheime allerdings immer schwieriger. Wer ein Tier abgeben möchte, muss mittlerweile einen guten Grund haben. „Wir haben keine Verpflichtung, die Tiere zu nehmen. Wegen des Platzmangels beschränken wir uns auch eher auf die Problemfälle.“ Ein gutes Gefühl hat Christine Streichan dabei allerdings nicht immer. Die Gefahr für „anderweitiges Loswerden“ der Tiere werde dadurch höher.
Wenn ein Tier vermittelt werden konnte, ist die Freude meistens groß. Auch wenn die süßen Vierbeiner dem Personal schnell ans Herz wachsen, durch genauste Prüfung der Adoptiv-Eltern gehen die meisten Tiere mit einem guten Gefühl aus dem Heim: „Der Zwiespalt ist zwar immer da, aber eigentlich freuen wir uns. Es ist ein weinendes und ein lachendes Auge.“
Notlage in deutschen Tierheimen: Was macht die Politik?
Um die akute Notlage zu entspannen, werden umfangreiche Maßnahmen diskutiert. Die Tierheime fordern von der Politik mehr finanzielle Unterstützung. Briefe gehen an verantwortliche Minister, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Vermittlung von Informationen, ein geforderter „Führerschein“ für Haustierhalter und ein Verbot des Online-Tierhandels sollen langfristige Lösungen schaffen und den Druck vom Tierheim Berlin und anderen Entlastungszentren nehmen.
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Bevor Du die Entscheidung triffst, einem Tier ein Zuhause zu geben, bedenke die Langzeitverantwortung, die damit einhergeht. Informiere Dich umfassend und hilf damit, das Tierwohl zu bewahren. Es ist ein Appell an jeden Einzelnen, mitzuhelfen, die Tierheime zu entlasten und die Tiere zu schützen.
Quellen: vet.thieme, tagesschau