Jedes Jahr machen rund 6,4 Millionen Menschen Urlaub an der Ostsee. Doch ist ein unbeschwerter Strandurlaub noch möglich? Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Maßnahmen zur Wiederbelebung der Ostsee stattdessen das Meer vergiften könnten. Grund hierfür ist ein vergessenes Gift im Meeresboden.
Forschende der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) berichten, dass bei einem Anstieg des Sauerstoffgehalts in der Ostsee, das für Mensch und Tier giftige Metall Thallium, aus dem Sediment freigesetzt werden kann. Thallium kann im schlimmsten Fall zu Hirnschäden und sogar zum Tod führen. Doch warum ist das Metall ausgerechnet jetzt im Gespräch?
Urlaub in Gefahr? Gesamte Ostsee ist vom Gift bedroht
Thallium ist ein giftiges Überbleibsel aus 80 Jahren Schwerindustrie in den Anrainerstaaten, das über die Flüsse in die Ostsee gelangte. Seitdem ist es in den Sedimenten eingeschlossen und wurde bis vor kurzem weitgehend ignoriert. Jetzt haben Forschende den Ostseeboden mit Bohrungen untersucht und schlagen Alarm.
Der WHOI-Geologe Sune Nielsen warnt: „Große Teile der Ostsee – wenn nicht sogar der größte Teil – sind mit Thallium kontaminiert“ und fügt hinzu, dass es sich um das größte jemals dokumentierte Thallium-verseuchte Gebiet handele.
Das bedeutet: Es ist möglich, dass sich im nahezu gesamten Ostseeboden Thallium befindet. Warum genau jetzt über das Metall diskutiert wird, wird deutlich, wenn wir einen Blick auf die Pläne zur Wiederbelebung der Ostsee werfen.
Unter dem Sand ist das Thallium ungefährlich – doch es bleibt nicht dort!
Die Ostsee-Anrainer-Staaten wie Schweden, Deutschland oder Dänemark pumpen seit ein paar Jahren Sauerstoff in die Ostsee. Der Sauerstoffgehalt der Ostsee soll durch Renaturierung und weniger Verschmutzung wieder auf ein natürliches Niveau gebracht werden. Somit soll der Ausbreitung von sauerstoffarmen Zonen im Meer entgegengewirkt werden, den sogenannten Todeszonen. Genau das kann jetzt aber zum Problem werden!
WHOI-Meereschemikerin Colleen Hansel warnt vor der Umsetzung dieser Pläne: „Die Sauerstoffanreicherung der Ostsee wird wahrscheinlich dazu führen, dass Thallium und andere Metallsulfide ins Meerwasser gelangen.“ Gefahr droht, weil sie sich in der Nahrungskette, also auch in Speisefischen, anreichern: „In toxischen Konzentrationen“, sagt Hansel. Wenn Fische Thallium aufnehmen, gelangt das Metall auch leicht in unseren Körper.
Vergiftungserscheinungen: Sehstörungen, Haarausfall & Durchfall
Durch die Sauerstoffzufuhr lösen sich die Thallium-Ionen und schwimmen im Meer herum. Diese sind dann nicht nur bei Hautkontakt giftig, sondern auch über die Nahrungsaufnahme, zum Beispiel durch das Essen von Fisch. Auch beim Setzen von Windrad- oder Brückenpfeilern kann das im Sediment gebundene Thallium freigesetzt werden.
Ab 1,5 Milligramm Thallium pro Kilogramm Körpergewicht kann es zu Vergiftungserscheinungen wie Bauchschmerzen, Haarausfall, Nierenschädigungen, Durchfall, Unwohlsein oder Sehstörungen führen. Acht Milligramm pro Kilogramm können sogar tödlich sein.
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