Der Ort Wünsdorf befindet sich im Süden von Berlin und zählt zu den bekanntesten Lost Places Deutschlands. Wenn du durch die verlassenen Kasernen läufst und das Knirschen der Trümmer unter deinen Füßen hörst, kannst du die Geschichte fast spüren: die Hektik der Soldat:innen, das Dröhnen der Militärfahrzeuge, die flüsternde Stille, die folgte. Einst war Wünsdorf eine der bestgehüteten militärischen Anlagen Europas – eine Stadt hinter Mauern, abgeschirmt vom Rest der Welt. Wir haben die spannendsten Facts für dich!
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Lost Places: Das geschah in der geheimen Stadt Wünsdorf
Wünsdorf blickt auf eine bewegte Historie zurück: Anfang des 20. Jahrhunderts als Garnisonsstadt des deutschen Heeres gegründet, wurde das Gelände in den beiden Weltkriegen strategisch ausgebaut.
Tief unter der Erde entstanden Bunkeranlagen wie „Maybach I“ und „Maybach II“, die als Schutzräume für die deutsche Militärführung dienten. Oberhalb sind die Anlagen durch das Dorf „Wünsdorf“ getarnt, von dem heute noch Teile zu sehen ist.
Später, während des Zweiten Weltkriegs, residierte hier das Oberkommando des Heeres, und die Anlage wurde weiter gesichert und ausgebaut – in Vorbereitung auf einen Krieg. Doch die wirkliche Geheimhaltung begann erst nach 1945, als die sowjetische Besatzungsmacht Wünsdorf in eine Hochsicherheitszone verwandelte.
Fast fünf Jahrzehnte lang war die Stadt einer der größten Militärstandorte der Sowjetunion außerhalb ihrer Grenzen, ein abgeschirmtes Reich der Roten Armee. Über 40.000 sowjetische Soldat:innen und ihre Familien lebten hier.
Die Infrastruktur war beeindruckend: Eine Schwimmhalle, Kinos, Schulen, Krankenhäuser – alles, was eine in sich geschlossene Gesellschaft brauchte. Von einem Sonderbereich am Bahnhof fuhr jeden Tag ein Zug direkt ins 1.800 Kilometer entfernte Moskau.
Langsam verwildern die Militäranlagen
Bis 1994 blieben die hohen Mauern und Wachtürme unüberwindbare Barrieren, hinter denen sich eine militärische Welt verbarg, die kaum jemand betreten durfte. Erst mit dem Abzug der sowjetischen Truppen nach der Wende wurde Wünsdorf für die Öffentlichkeit zugänglich. Was blieb, waren verlassene Kasernen, mysteriöse Bunkereingänge und eine unwirkliche Stille, die die Vergangenheit wachhält.
Heute ist die „verbotene Stadt“ ein Hotspot für Geschichtsfans und Abenteurer:innen. Unter fachkundiger Führung lassen sich die unterirdischen Bunkeranlagen besichtigen, die trotz ihres Verfalls die Ausmaße militärischer Planung spürbar machen. Die Natur erobert die Betonbauten allmählich zurück, doch die Relikte der Vergangenheit erzählen stumme Geschichten von Spionage, Macht und Isolation.
Die „Verbotene Stadt“ darf nicht betreten werden
Neugierig geworden? Von Berlin aus brauchst du weniger als eine Stunde in den kleinen Ort Wünsdorf. Dieser gehört heute zur Stadt Zossen und wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Einfach betreten darfst du die „Verbotene Stadt“ allerdings nicht – zumindest nicht alleine.
Stattdessen gibt es verschiedene Führungen durch die Bunkeranlagen, die je nach Dauer und Thema variieren. Doch aufgepasst: In den Bunkeranlagen herrschen im Sommer und Winter konstant 10 °C – also unbedingt eine Jacke mitbringen, heißt es auf der offiziellen Webseite von Wünsdorf.
Der Eintritt beträgt 14 Euro für Erwachsene und alle Führungen beginnen an dem sogenannten Haus Oskar (Zehrensdorfer Str. 12, 15806 Zossen, Wünsdorf-Waldstadt).