Kennst du diese flüchtigen, aber beinahe poetischen Momente im Alltag? Das Zwitschern eines Vogels im nebeligen Wald? Oder die Sonne, die am Horizont im Meer versinkt? All diese Momente, die wunderschön sind, aber eben auch schnell wieder vorbei, fassen die Essenz der japanischen Ästhetik „yūgen“ (幽玄).
Hierbei dreht sich alles um Subtilität, um Tiefe und um das stille Wunder. Yūgen wird eher gespürt als gelebt – und das zeichnet sich durch einen minimalistischen Interior-Stil aus, der definitiv ein Wohntrend für 2025 ist. Wie genug du diese besondere Lebens-Essenz in deine vier Wände holen kannst, liest du hier.
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Unsere Autorin Anika ist Expertin, wenn es darum geht, die neusten Interior- und Living-Trends von TikTok, Instagram und Co. in ihren eigenen vier Wänden umzusetzen. Diese Tricks und Tipps gibt sie auf wmn und auch im echten Leben mit viel Liebe zum Detail weiter.
Yūgen: Das macht die japanische Ästhetik aus
Das Wort „yūgen“ kommt eigentlich aus dem Chinesischen und bedeutet so viel wie dunkel, tief und mysteriös. Andere übersetzen die japanische Ästhetik mit Begriffen wie „verschleiert, undeutlich, [sinnlich] kaum perzipierbar“ – und das trifft die Essenz von yūgen ganz gut. Immerhin ist die Ästhetik wirklich nicht gut greifbar – sie muss gespürt und gelebt werden, um sie zu verstehen.
Ihren Ursprung hat diese Ästhetik im Zen-Buddhismus, in der klassischen Poesie und im Noh Theater. Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Dramatiker Zeami verehrte diese besondere Ästhetik und beschreibt sie als „eine elegante, geheimnisvolle Schönheit, die sich nicht in Worte fassen lässt“.
Wohntrend 2025: Die Bedeutung von yūgen im Interior
Übertragen auf unsere Einrichtungen bedeutet yūgen eine Abwendung von der westlichen Symmetrie, Zurückhaltung statt Exzess, die Hinwendung zu Ambiguitäten, Imperfektionen und allen „spaces in between“. Ein Heim, in welchem yūgen praktiziert wird, fühlt sich zeitlos an, vielfältig und in einer tiefen Verbundenheit mit der Natur.
Natürlich existiert hier auch ein gewisser minimalistischer Aspekt, aber dieser fokussiert sich eher auf die sorgfältige Gestaltung von Raum, Materialität und Atmosphäre und die Ruhe und Besinnung im Alltag.
Bei dem Interior-Stil rund um die yūgen-Aesthetic geht es also nicht darum, Trends hinterherzujagen oder einem festgelegten Style zu folgen. Vielmehr geht es um das Kreieren einer Erfahrung – wo Raum, Licht und Natur in einer stillen Harmonie miteinander interagieren.
Wohntrend 2025: Die 5 Kern-Prinzipien von yūgen in deinem Zuhause
Gegenüber Livingetc. verrät das Design-Studio Yoko Kloeden Design die fünf Kern-Prinzipien, die ihnen helfen, die Ästhetik von yūgen in die vier Wände ihrer Klient:innen zu bringen.
- Hikari (Licht): Licht ist nicht nur funktional, sondern vor allem auch atmosphärisch – und so sollte man in Verbindung zur yūgen-Ästhetik auch denken.
- Ma (Raum): Yūgen entfaltet sich in dem, was ungesagt bleibt. Lerne also, leere Ecken zu lieben und Negative Space als Design-Element für mehr Balance und Harmonie zu sehen.
- Shizen (Natur): Natürliche Materialien wie Holz und Stein sind bei der Gestaltung mit yūgen extrem wichtig, um die organischen Imperfektionen der Natur auch ins Innere zu holen und so das Zuhause zu erden.
- Taru o Shiro (weniger ist mehr): Der minimalistische Ansatz von „weniger ist mehr“ wird auch bei yūgen gelebt. Es geht um Zurückhaltung, um Fine-Tuning und um das stille Selbstbewusstsein, einen Raum atmen zu lassen.
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Wohntrend 2025: Darum ist yūgen wichtiger than ever
Warum aber ist gerade 2025 genau die richtige Zeit, um yūgen als Wohntrend zu etablieren? Dafür gibt es mehrere Gründe. Wir leben momentan in einer Welt, die uns konstant mit Reizen bombardiert. Eine Überstimulation durch anhaltenden Lärm und durch digitale Ablenkungen ist dabei gar nicht zu vermeiden.
Umso mehr sehnen wir uns nach einem Zuhause, welches als eine Art Rückzugsort vor all den Dingen, die in der Welt passieren, fungiert. Die eigenen vier Wände sollten Klarheit bieten und eine tiefe Verbindung zu dem Interior, verbunden mit einer Affinität zur Natur, die wir uns von draußen einfach nach innen holen.
