Wenn ein neuer Mensch in das eigene Leben tritt, führt das unweigerlich zu einer Menge Fragen. Die, die am häufigsten gestellt wird, ist: Bin ich bereit für eine neue Beziehung? Um darauf eine Antwort zu finden, braucht es im Durchschnitt drei Freund:innen und zwei Flaschen Wein. Oder diese Kolumne. Ich übernehme das mal eben.
Bin ich bereit für eine Beziehung? Die große Wäsche-Metapher
Das Problem mit neuen Beziehungen ist meistens, dass ihnen eine alte vorangeht. Um die Frage Bin ich bereit für eine neue Beziehung zu beantworten, muss man sich deshalb erst einmal mit dem oder der Verflossenen auseinandersetzen. Denn die Erfahrung lehrte mich, dass schnelle „Trostpflaster“-Bekanntschaften selten zur großen Liebe anwachsen.
Ein gebrochenes Herz, Unsicherheit, vielleicht sogar eine Erfahrung mit Untreue – jede:r, der oder die schon einmal in einer Beziehung war, ob kurz oder lang, verlässt diese mit einem prall gefüllten Koffer an Erfahrungen, Emotionen und gegebenenfalls Komplexen.
Tragen wir nun alle unsere Koffer mit in eine neue Beziehung, ohne sie vorher gesichtet und aussortiert zu haben, sitzen wir bald mit dem:der neuen Partner:in inmitten eines riesigen Haufens ungewaschener alter Beziehungswäsche. Und die müffelt!
Wie man alte Beziehungswäsche wäscht
Um herauszufinden, ob man bereit für etwas Neues ist, muss man sich diesem Wäscheberg also zwangsläufig stellen. Ob das bereits wenige Tage nach der Trennung ist oder erst Jahre später, ist individuell davon abhängig, wann sich die Frage Bin ich bereit für eine neue Beziehung? stellt. Manche halten es kaum zwei Monate ohne Partner:in aus, andere genießen erst einmal das Singleleben.
Je nachdem, wie die alte Partnerschaft auseinandergegangen ist, ist der metaphorische Wäscheberg größer oder kleiner. Ich persönlich habe mir im Laufe meines Lebens einen privaten Mount Everest an Komplexen aus alten Bekanntschaften angehäuft.
Da war der erste Freund in Schulzeiten, der sich in der Pubertät vom schüchternen Romantiker in einen manipulativen Riesenarsch verwandelt hat und die halbe Schule gegen mich aufgehetzt hat. Später kam der attraktive Marketing-Typ mit eigener Wohnung, der sich aber leider nicht mit mir in der Öffentlichkeit zeigen wollte. Und den „Ich fühle mich mehr so wie dein großer Bruder“- Kerl gab es natürlich auch.
Die 3 goldenen Fragen vor dem Neustart
Ich hatte also schon so einiges an Schmutzwäsche angehäuft, als ich meinen jetzigen Partner traf. Die Frage Bin ich bereit für eine Beziehung? Habe ich mir nach all den Enttäuschungen natürlich schnell gestellt. Ich habe mich also vor meinen Wäscheberg gesetzt und mich gefragt: Tut mir der Gedanke den Verflossenen noch weh? Nein. Okay, weiter. Was sagt mein Bauchgefühl zu dem Neuen? Kann man dem vertrauen? Das Bauchgefühl sagte ja. Soweit so gut. Bin ich in der Lage, mit mir allein zurechtzukommen oder will ich eine Beziehung, um nicht allein zu sein?
… okay, erwischt. Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich die letzte Frage damals nicht ehrlich beantwortet haben. Und das ist mir im Laufe meiner Beziehung, so schön sie auch ist, immer wieder auf die Füße gefallen. Ich habe mir zwischen zwei Bekanntschaften nie viel Zeit gelassen, weil ich echte Angst vor dem Alleinsein hatte.
Und diese Angst habe ich bis heute, aber ich lerne nach und nach, Me Time zu genießen. Allen, die sich jetzt die Frage Bin ich bereit für eine Beziehung? stellen, will ich aber dazu raten, sich genügend Zeit zwischen Altlast und Neuanfang zu nehmen. Wenn Oma sagt „Nur, wer mit sich selbst glücklich ist, kann auch in einer Partnerschaft funktionieren“, hat das schon seine Gründe.
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