Und wieder ein Ostern im Coronalockdown. So langsam reicht es vielen. Nicht nur die Coronaskeptiker:innen bekommen die Vollkrise, wenn sie daran denken, noch weiterhin Zuhause sitzen bleiben zu müssen. Auch die wmn-Redaktion wird mehr als ungeduldig. Ich fühle mich ähnlich wie letztes Jahr um diese Zeit, allerdings vielleicht ein kleines Bisschen mütender.
Dieser Artikel ist aus dem April 2020, doch er ist heute noch genauso aktuell wie damals:
Der Ostersonntag gehört der Familie. Obwohl keiner in meiner Familie etwas mit Religion zu tun hat, ist uns das allen klar. Weihnachten und Ostern sitzen wir an Omas blank polierten Ebenholztisch und essen schalen Käsekuchen.
Auch dieses Jahr werde ich an Ostern meine Oma besuchen fahren. Natürlich weiß ich um die Coronaproblematik. Es ist sehr schwer, das Ganze nicht mitzubekommen. Außer bei meiner Familie. Dass von der Epidemie tatsächlich Gefahr ausgeht, wird hier nur müde weggelächelt.
Corona nervt nur noch
“An Ostern haben wir coronafrei.” so die unverbesserlichen Medienkritiker. Toller Spruch, bringt aber leider nichts, wenn man am Ende doch krank im Bett liegt.
Die Augen zu verdrehen, wenn man im Supermarkt zum zwölften Mal hintereinander die Hände desinfiziert bekommt, ist die eine Sache. Eine ganz andere Frage ist aber, wie wir mit den Mitmenschen umgehen, die wir doch theoretisch lieben. Würden wir Oma nicht unnötig in Gefahr begeben, wenn wir am Ostersonntag dort auflaufen?
“Du willst doch nicht ernsthaft Zuhause bleiben. Du hast doch gar keine Symptome.”
Darum geht es doch überhaupt nicht. Ja, ich fühle mich kerngesund und putzmunter. Das heißt doch nicht, dass ich nicht trotzdem auf die Vorsichtsmaßnahmen der Regierung hören sollte.
Von Berlin in die Kleinstadt
Seitdem ich in Berlin lebe, schnürt sich meine Lebens-Bubble immer enger. Politiker, Influencer und alle anderen Personen des öffentlichen Lebens machen es vor. Ich mache es nach: Homeoffice, Kontaktsperren-Spaziergänge und selbstgebastelte Atemschutzmasken sind mittlerweile Alltag. So ist das doch in Zeiten von Corona?
Ha. Pustekuchen. In meiner Heimatstadt wird sich fleißig gegen die Schutzmaßnahmen gewehrt. Wenn nicht gegen die Fehlentscheidungen der Politiker gehetzt wird, dann wird wenigstens die Existenz des Coronavirus an sich in Frage gestellt.
Das hatte ich nicht auf dem Schirm. Ich war ganz und gar in meinem eigenen romantischen Quarantäne-Film gefangen, in dem ich nach der Krise nach 3 Monaten in Einzelhaft ins gleißende Licht der Freiheit trete. An meiner Profi-Kuscheldecke festgewachsenenau, wie alle anderen auch. Aber so denken die Anderen nicht. Wo die einen in Isolation gehen, fühlen sich die anderen dem Virus erhaben und “scheißen einfach auf Corona”. Super Idee.
Das Oma-Problem
Auch dieses Jahr werde ich meine Oma besuchen und mit mir fahren Tanten, Onkel, Enkel und sogar ein Hund. Besuche Zuhause sind in meiner Heimat NRW nicht verboten, aber es wird dringend davon abgeraten.
Oma ist 86. Ein stattliches Alter und definitiv mitten drin in der Risikogruppe. Alles in mir sträubt sich, es zu tun. Und doch werde ich es tun. Der Familie wegen. Dass ich lieber nicht fahren würde, der Familie wegen, versteht hier keiner.
Wahrscheinlich werden sie Recht behalten. Wahrscheinlich fahren alle unversehrt wieder nach Hause und ich darf mir noch wochenlang anhören “Na siehst du” oder ein “Ich hab dich doch gesagt, dass es nicht so schlimm wird”. Oder ich habe recht und das wäre noch viel viel schlimmer.
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