Was antworten Verliebte, wenn man sie fragt: „Wann ist es Liebe?“ Häufig „wissen“ sie es einfach. Als ob es in Sachen Liebe etwas zu „wissen“ gibt und als ob das in irgendeiner Form einer befriedigenden Antwort gleichkommt. Aber so richtig in Worte fassen, kann es trotz Nachfragen doch niemand. Deswegen wollen wir versuchen, euch die Frage zu beantworten, auf die es eigentlich keine Antwort gibt.
Wann ist es Liebe & wann ist es Quatsch?
Zuerst sollten wir kurz klären, was „echte“ Liebe an sich eigentlich ist. Die oberflächliche Duden-Bedeutung bringt einen kaum weiter, auch philosophisch ist die Frage nicht abschließend geklärt.
Das Netz ist dagegen voll von vermeintlichen Anzeichen. Viele gemeinsame Smartphone-Fotos oder zu wissen, ob der oder die Partner:in lieber Milch oder Zucker in den Kaffee schütten, sind doch aber noch lange kein Hinweis darauf, ob das was du fühlst, wirklich „echt“ ist, genauso wie das Erraten der Lieblingsserie kein Zeitmarker dafür ist, ab wann wir füreinander geschaffen sind.
Wann ist es Liebe & wann ist es Verliebtheit?
Die größte Schwierigkeit ist, Liebe und Verliebtheit zu trennen, die sich zum Verwechseln ähnlich anfühlen können. Und nicht zu wissen, ob wir wirklich fühlen, was wir empfinden, kann weh tun.
Verliebtheit ist ein Rausch aus Adrenalin und Dopamin. Ein kurzfristiger Kick, der nicht ständig geschieht, aber häufiger im Leben. Die Verliebtheitsphase ist die Phase der „rosaroten Brille“, der „Schmetterlinge im Bauch“, in der man auf „Wolke 7“ schwebt. Wir kennen die Schattenseiten, schlechten Angewohnheiten und Macken unserer Partner:innen noch nicht, oder können sie zumindest mal ganz gut verdrängen. Diese Phase ist enorm wichtig, um zusammen zu wachsen.
Früher oder später wechseln sich die Hochphasen mit Tiefphasen ab, in denen wir wohl oder übel auch die schlimmsten Macken mitbekommen und die ersten Male so richtig genervt sind. Auch diese Phasen müssen zusammen durchgestanden werden. Es wird mit Kritik um sich geworfen, kleine Macht- und Revierkämpfe werden ausgetragen. Die sind nicht weiter schlimm, schließlich geht es darum, Kompromisse einzugehen und den oder die Partner:in komplett zu akzeptieren. Haben wir diese Phasen bereits zusammen durchgestanden, sind wir bereit für die „echte“ Liebe.
Liebe braucht Zeit
Liebe ist seltener und auf Dauer ausgelegt. Allein die Frage „Wann ist es Liebe?“ zeigt auch, dass diese Zeit braucht, sich zu entwickeln und zu reifen. Erst mit der Zeit kommen Geborgenheit, Vertrauen, Leidenschaft, Respekt und viele weitere Gefühle und Emotionen in die Beziehung. Die entstehen nicht von heute auf morgen, sondern benötigen eine Weile, um sich zu festigen.
Liebe ist egoistisch
Besonders häufig fällt im Umfeld der Satz: „Er ist der Richtige, weil ich bei ihm die beste Version von mir bin.“ Klingt schön, aber auch egoistisch. Als ob es nur um die eigene Selbstoptimierung gehen würde. Dabei ist es schlicht eines der besten Hinweise auf echte Liebe. Sie beruht auf der extrem unromantisch klingenden „Bedürfniserfüllung“. Die wenigsten fühlen echte Liebe, wenn die eigenen Bedürfnisse nicht erfüllt werden und können trotzdem schrecklich unglücklich verliebt sein.
Liebe ist selten bedingungslos, eher ein selbstloses Geben und Nehmen. Und um etwas zu geben, müssen wir etwas besitzen. Also: Wer sich selbst nicht liebt, kann keine Liebe geben.
DANN ist es Liebe
Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Um zu lieben, müssen wir etwas Selbstliebe übrig haben, Hoch- und Tiefpunkte gemeinsam durchgestanden, unsere Kämpfe ausgetragen, unsere Macken akzeptiert haben und Kompromisse eingegangen sein. Wenn dennoch immer wieder neue Situationen der Verliebtheit entstehen, dann ist es Liebe. Und die zeigen sich eben doch in den kleinen Momenten, oder zumindest in gemeinsamen Fotos oder dem Kaffee.
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