Manchmal suche ich in der Facebook-Messenger App nach den ersten Nachrichten, die mein Partner und ich uns hin- und hergeschickt haben. Fast werde ich sentimental, wenn ich sehe, wie wir bis tief in die Nacht hinein geschrieben haben und keiner das Handy so wirklich aus der Hand legen wollte. Ich weiß noch wie heute, wie mein Herz höhergeschlagen hat, als eine Nachricht von ihm reinkam.
Heute, nach fünf Jahren Beziehung, ertappe ich mich an der Kasse des Supermarktes dabei, wie ich vorsichtig auf mein Handy gucke und hoffe, dass der gerade ertönte Nachrichtenton bloß keine Nachricht von meinem Partner anzeigt. Die würde erfahrungsgemäß nämlich lauten: „Kannst du noch eine Milch mitbringen?“. Und wer hat schon Lust, jetzt noch mal umzudrehen?
In diesem Text erfährst du mehr über die anfängliche Magie einer Beziehung und wie die sich zu den wahren Qualitäten einer Partnerschaft weiterentwickelt.
Was dich in diesem Artikel erwartet
Die sechs Phasen einer stabilen Beziehung
In einer Beziehung durchläuft man als Paar verschiedene Phasen. Diese lassen sich auf die meisten Beziehungen anwenden, wobei man sie auch nicht als Schablone verstehen darf. Denn am Ende ist jede Beziehung individuell. Die Phasen sind also bei jedem Paar unterschiedlich lang und unterscheiden sich auch in der Qualität deutlich.
Meistens wird von fünf Phasen der Beziehung gesprochen, nachfolgend wird dieses Modell jedoch um die Kennenlernphase erweitert. Denn diese wird vor allem in Zeiten des Online-Datings immer wichtiger. Die sechs Beziehungsphasen umfassen:
- Die Kennenlernphase
- Die Phase der großen Verliebtheit
- Die Phase der Fehler und Schwächen
- Die Phase der Macht- und Konkurrenzkämpfe
- Die Phase der eigenen Persönlichkeitsentwicklung
- Die Phase des gemeinsamen Ankommens
Nach fünf Jahren Beziehung würde ich vorsichtig behaupten, die Phasen eins bis sechs bereits durchlebt zu haben. Was diese Phasen im Detail bedeuten, stelle ich dir nachfolgend vor. Aber bevor du damit startest, lies dir gerne auch meinen Artikel dazu durch, was sich nach einem Jahr Beziehung alles verändert. Hier spreche ich ausführlich die ersten beiden Beziehungsphasen an und verrate unter anderem, ob die Klotür offen oder zu bleiben sollte …
Was sich nach fünf Jahren Beziehung alles verändert hat
Nachfolgend gebe ich dir ein paar Einblicke darüber, was sich nach fünf Jahren Beziehung mit meinem Partner alles verändert hat:
Süße Angewohnheiten werden zu nervigen Ticks
Meiner Meinung nach beginnt eine ernstzunehmende Beziehung erst nach einem Jahr. Hier findet die zweite Phase der großen, rosarotgebrillten Liebe langsam ihr Ende und man muss sich als Paar der Realität stellen. Man steigt also langsam in Phase drei ein, sofern das Abflauen der anfänglichen Liebe nicht bereits das Ende der Beziehung bedeutet.
In der dritten Phase erkennen wir unsere:n Partner:in als Menschen mit all seinen/ihren Stärken und Schwächen. Da kann es schon mal sein, dass der anfängliche Klugscheißer, der sich mit seinem Wissen in unser Herz gekämpft hat, im Alltagsstress plötzlich nur noch nervt mit seiner ständigen Besserwisserei. Oder ihm fällt plötzlich auf, dass man ganz schön viel Zeit mit dem Schauen von Serien verschwendet, statt lieber den Haushalt zu schmeißen. So weit zu den Ticks in meiner Beziehung.
Genau diese Erkenntnis braucht es allerdings. Denn erst ab hier wird eine tiefe und wahre Liebe möglich. Verliebt sein, das kann jeder. Doch über solche Schwächen und Ticks hinwegsehen und einen anderen Menschen dennoch oder gerade deswegen aufrichtig zu lieben, ist ein anderes Kaliber. Wer eine Beziehung ab dieser Phase aufrechterhalten möchte, muss bereit sein, Kompromisse einzugehen und vor allem tolerant sein. Ganz besonders müssen wir die eigenen Erwartungen runterschrauben. Denn spätestens hier müssen wir einsehen: Kein Mensch ist perfekt.
Wer ist wichtiger & kann sich behaupten?
Du bist bereit, zurückzustecken, um der wahren Liebe eine Chance zu geben? Dann sei gewappnet für Phase vier in Beziehungen. Nach circa zwei Jahren werden erste Diskussionen und Streitigkeiten einsetzen. Jetzt müsst ihr gemeinsam lernen, einen Weg aus den Mini-Krisen zu finden. Ich kann mich lebhaft an mein erstes Streitgespräch erinnern. Nicht dass ich noch wüsste, worum es da ging. Aber ich weiß noch, wie ich bockig ins Schlafzimmer abgezogen bin.
Natürlich in der Hoffnung, er würde mir nachlaufen und sich entschuldigen. Falsch gedacht. Erst nach fünf Jahren Beziehung hatte ich meinen Partner so weit, dass er seinen Stolz auch Mal runterschlucken konnte. Und auch ich brauche mittlerweile keine 20 Minuten mehr, um mich im Schlafzimmer zu beruhigen. Heute kann ich bereits nach kurzer Zeit meinen Fehler zugeben und komme zahm zurück.
Kurzum: Paare müssen lernen, miteinander richtig zu streiten. Auch müssen sie ihr Machtgleichgewicht finden, was für jede Beziehung individuell ist. So gibt es bei uns beispielsweise nicht die eine Person, die immer zurücksteckt. Wir wechseln uns ab.
Nicht nur wir, sondern auch ich!
Nach circa drei Jahren Beziehung kommt man an einen Punkt, so ging es zumindest mir, an dem man bemerkt, dass man einige Dinge hat schleifen lassen. Seien es Freunde, Hobbys oder Karrierepläne. Nun zeigt sich, ob die Beziehung auch der fünften Phase standhalten kann. Denn in einer stabilen Beziehung geht es nicht nur um die Liebe und heißen Sex.
Vor allem sollte es darum gehen, dem/der Partner:in ein sicheres Fundament für die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu bieten. Denn immer nur aufeinander hocken und in Stagnation baden, verspricht keine glückliche Zukunft.
Sich stattdessen gegenseitig zum Besten zu formen, sich Kraft zu geben und zu inspirieren, ist die wahre Kunst einer Beziehung. Wer es schafft, neben der Beziehung an seiner eigenen Persönlichkeit zu arbeiten und persönliche Ziele zu verfolgen, ist in guten Händen. Nach fünf Jahren Beziehung kann ich stolz behaupten, trotz Beziehung ein eigenständiger Mensch zu sein, der keinen Partner braucht, aber unbedingt diesen einen Partner möchte. Schlicht, weil er das Beste aus mir herausholt.
Übrigens: Weißt du bereits, was hinter dem Manhattan-Effekt und hinter dem Michelangelo-Phänomen steckt?
Wohin wollen wir – gemeinsam?
In der letzten Beziehungsphase, die sich nach drei oder auch nach fünf Jahren Beziehung einstellen kann, geht es ums gemeinsame Ankommen. In dieser Phase weiß man nahezu alles vom anderen. Man kennt sich in- und auswendig, hat Grundsatzdiskussionen hinter sich gelassen und kann nun zusammen in die Zukunft blicken.
Woran man diese Phase bemerkt? Bei mir ist es das Gefühl, nach Hause zu kommen, immer dann, wenn ich mich zu meinem Partner auf die Couch in unserer gemeinsamen Wohnung setze. Das Gefühl, der/die Partner:in wäre wie Familie, auch ohne Kinder. Das bedeutet für mich ankommen. Und das tiefe Vertrauen darum, dass der/die andere auch zukünftig bei einem sein wird. Wer es bis hierhin geschafft hat, weiß, was wahre Liebe bedeutet.
Nach fünf Jahren Beziehung ist man eine kleine Familie
Fünf Jahre Beziehung sind für manche viel. Für andere sind sie erst der Anfang von etwas ganz Großem: der Liebe des Lebens. Klar ist, dass man in den ersten fünf Jahren einer Beziehung einige Phasen durchläuft. Dass nach fünf Jahren Beziehung die anfängliche Magie lange hinfort ist, stört allerdings niemanden mehr, der in seiner Beziehung wirklich angekommen ist und weiß: Das ist er/sie, der/die eine, mit der/dem ich die Zukunft verbringen möchte. Und daran wird auch ein Augenrollen beim Milch-Holen im Supermarkt nichts ändern.
Mehr Beziehungsthemen: Forscher:innen wissen, worauf es in einer glücklichen Beziehung wirklich ankommt, darum erinnerst du dich so gut an deine Jugendliebe und das sind die besten Tipps für eine glückliche Beziehung.