Die nächtlichen Ausgangssperren sind nun seit ein paar Tagen „Alltag“ für die Deutschen. Alltag bedeutet aber noch lange nicht, dass die Menschen sich bereits daran gewöhnt haben. Denn immer wieder werden Stimmen laut, die die Entscheidung der Politik an den Pranger stellen und dagegen protestieren.
Rebellion gegen die Ausgangssperre
Es gibt zwei Arten, sich gegen die Ausgangssperre zu wehren: Entweder man macht es still und heimlich, oder man macht es im großen Stil. Ich möchte euch anhand von zwei Beispielen zeigen, wie absurd manche dieser Proteste sind.
Protest im Freien
Gestern Abend gab es einen Fahrradprotest gegen das nächtliche Zuhausebleiben. Ja, die Menschen in Bremen haben sich des Nachts auf ihr Rad geschwungen und sind durch die Stadt gefahren, um dagegen zu protestieren, dass sie nachts nicht durch die Stadt fahren dürfen.
Rund 300 Radfahrer zählte die Polizei. Zu dieser Aktion hatte die Antifa aufgerufen. Die Protestierenden forderten statt einer Ausgangssperre einen solidarischen Shutdown der gesamten Wirtschaft.
Warum das nicht passieren wird, konnten wir gestern Abend in den Tagesthemen hören.
Generell ist gegen Demos, Proteste und der Meinung Luft zu machen überhaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Das Demonstrieren ist eines der wichtigsten Mittel, um unserer Meinung öffentlich Gehör zu verschaffen. Das Problem beim Demonstrieren haben wir aber seit dem Coronajahr 2020 durchaus kennengelernt: Gegen Gesetze zu demonstrieren, während man gegen Gesetze verstößt, ist problematisch. So haben wir uns in den letzten Jahren zurecht viel und ausführlich über Querdenkende aufgeregt, die trotz einer Maskenpflicht ohne Maske demonstriert haben. Heute demonstrieren Menschen nachts gegen eine Ausgangssperre. Ist das so viel anders?
Stiller Protest zuhause
Wenn man den Tinder-Algorithmus fragen würde, dann gäbe es kein Corona. Denn auf der Plattform wird weiterhin herumgeswipt, sich kennengelernt und so weiter und sofort. Versteht mich nicht falsch: Dating ist in Zeiten von Corona mindestens genauso wichtig wie in „normalen“ Zeiten, wenn nicht noch wichtiger. Ich selbst profitiere hin und wieder davon, durch Tinder an mehr menschlichen Kontakt heranzukommen.
Corona und die Kontaktbeschränkungen werden beim Dating aber immer mehr zum Argument genommen, sich bei jemandem zuhause zu verabreden, anstatt im Park spazieren zu gehen. Nun kommt die Ausgangssperre dazu: „Es ist schon nach 22 Uhr. Ich darf gar nicht mehr nach Hause. Ich muss bei dir schlafen. So sagt es das Gesetz.“ sagte mir letztlich eine dieser flüchtigen Bekanntschaften.
Naja, das ist technisch richtig. Aber sollte man eine landesweite Ausgangssperre wirklich als Ausrede nutzen, um in jemandes Höschen zu gelangen? Seither frage ich mich, wieviel mehr seit der nächtlichen Ausgangssperre gevögelt wird. Einfach nur aus dem Grund, dass man seine Dates am Abend nicht mehr aus der Wohnung werfen „darf“.