Du führst keine richtige Partnerschaft mit einer Person, hast jedoch Sex und verbringst auch ansonsten gern Zeit mit ihr? Dann seid ihr womöglich in einer Situationship. Die Mischung aus „situation“ und „relationship“ wurde ins Leben gerufen, um diese Art von Beziehungsform zu labeln. Warum sie von den einen gehasst, von anderen geliebt wird, liest du hier.
Situationship: Ein junger Begriff
Erst 2020 wurde der Begriff Situationship zum allerersten Mal in ein englisches Wörterbuch, und zwar dem „Collins English Dictionary“, gepflegt. Dort steht, dass es sich dabei um „eine Beziehung, die romantischer als eine Freundschaft ist, aber nicht ganz die Standards einer etablierten romantischen Beziehung erfüllt“, handelt.
Genauer gesagt bedeutet es, wie in einer Art Beziehung zu leben, sein Single-Dasein jedoch beizubehalten: In einer Situationship ist fremdflirten, anders als in einer monogamen Partnerschaft, meist erlaubt. Zeit zusammen verbringt man trotzdem, inklusive Sex, Streicheleinheiten, Kinobesuchen, Spaziergängen. Dabei wird auf die ungezwungene Struktur Wert gelegt: Treffen entstehen oft spontan, Vorstellungsrunden bei Familie und Freund:innen bleiben dir erspart.
Warum nicht einfach eine „normale“ Beziehung führen?
Vielleicht denkst du jetzt: Kann man nicht gleich eine „richtige“ Beziehung eingehen? Doch vielen missfällt die traditionellste aller Beziehungsformen, die monogame Partnerschaft, heutzutage. Sie übt viel Druck aus, Zukunftspläne zu schmieden in Zeiten, die für viele ungewiss sind.
Der Klimawandel, Kriege und finanzielle Unsicherheiten, die Wohnungsnot und der Wunsch nach der individuellen Gestaltung des eigenen Lebens bringt vor allem die GenZ dazu, umzudenken – und zwar auch in Liebessachen. Sich auf eine Person für eine ernsthafte Beziehung festlegen, die eine regelmäßige Pflege und emotionale Tiefe fordert, kann für viele ein weiterer Stressfaktor sein und gegen den Wunsch nach Freiheit sprechen.
„A situation to one person, nothing to the other“
Genauso, wie es Menschen gibt, zu denen das Konzept Situationship prima passt, gibt es viele Gegner:innen der informellen Beziehungsform. Auf dem TikTok-Kanal @betweenusgirlies fiel zu dem Thema der Satz, Situationships seien eine „Situation für die eine, und nichts für die andere Person“. Damit ist gemeint, dass es in einigen Beziehungen dazu kommt, dass sich eine Partei – meist gefühlsmäßig – weniger involviert ist als die andere.
Dies thematisiert eine der großen Schwierigkeiten der Situationships. Es ist wichtig, dass du und dein:e romantisch:e Partner:in auf einer Höhe seid, was eure Gefühle angeht und kein Ungleichgewicht entsteht. Es kann so schnell zu falschen Hoffnungen und einem verletzten Herzchen kommen.
Regelmäßige Check-ins helfen
Eine Lösung, um gebrochene Herzen zu vermeiden, sind regelmäßige Check-ins. Das sind Gespräche über eure Gefühle und Sichtweise auf die aktuelle Beziehung, die ihr führt. Dabei kannst du deine:n Situationship-Partner:in etwa folgende Fragen stellen:
- Fühlst du dich noch wohl damit, dass wir andere Menschen daten dürfen?
- Bist du mit dem Kontakt, den wir pflegen, zufrieden? Sollte es weniger oder mehr sein?
- Erhoffst du dir mehr von unserem Verhältnis?
- Ist es dir genauso wichtig wie mir, dass wir die Situationship weiterführen?
Situationship: Es gibt keinen Körper ohne Gefühle
Ihr solltet, auch wenn ihr euch in einem lockeren Verhältnis befindet, eure Probleme und Sorgen ansprechen. Es gibt keinen Körper ohne Emotionen, womit auch sexuelle Aktivitäten stets mit Gefühlen in Verbindung stehen. Diese müssen innerhalb einer Situationship eingeordnet und gepflegt werden, und zwar von beiden Seiten.
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