Den Begriff Helikopter-Eltern habe ich vermehrt auf den sozialen Medien wie Instagram und Co. gelesen. Dabei gibt es das Wort bereits seit 1969, ins Leben gerufen vom israelischen Psychologen Haim G. Ginott. In seinem Buch Between Parent & Teenager sagte ein Jugendlicher „meine Mutter schwebt über mir wie ein Helikopter“. So bezeichnet man Eltern, die überängstlich sind, auch heute noch als Helikopter-Eltern. Mittlerweile gibt es jedoch einen neuen Erziehungsstil, und zwar Curling-Eltern. Was es damit auf sich hat und warum diese Art von Erziehung Kindern langfristig schaden kann.
Curling-Eltern: Das steckt hinter dem neuen Erziehungsstil
Der Begriff Curling-Eltern leitet sich vom schottischen Wintersport Curling ab. Hier treten zwei Teams gegeneinander an und versuchen Curling-Steine über das Eis gleiten zu lassen. Das Ziel des Spiels ist, dass die Steine an einem markierten Zielpunkt zum Stillstand kommen. Die Steine des gegnerischen Teams dienen dabei als Hindernisse und die Spieler:innen müssen mithilfe ihres speziellen Besens den anderen Curling-Steinen ausweichen.
Und genau hier sehen verschiedene Expert:innen den Zusammenhang mit den Curling-Eltern. Denn ähnlich wie beim schottischen Spiel versuchen diese, ihren Kindern ein so sorgenfreies Leben zu bieten. Und versuchen alle Hindernisse, die ihr Leben erschweren können, aus dem Weg zu räumen.
Während Helikopter-Eltern über das Leben ihrer Kinder wachen, greifen Curling-Eltern beherzt in das Leben ihres Kindes ein. So wollen sie verhindern, dass sie im Leben eine Niederlage einstecken oder durch Hindernisse verletzt und enttäuscht werden.
Während sich der Erziehungsstil im Neugeborenen- und Kleinkindalter noch nicht zeigt, wird er, sobald das Kind in die Schule geht, aktiviert. Dabei helfen Curling-Eltern beispielsweise nicht nur bei den Hausaufgaben, sondern erledigen sie selbst. So kann es gut vorkommen, dass das Kind von Curling-Eltern ein Referat oder eine Facharbeit abgibt, die nicht von ihnen, sondern von Mama oder Papa geschrieben worden ist.
Das Kind von Curling-Eltern: So sehr schadet es der Entwicklung
Einem Kind nur die Sonnenseiten des Lebens zeigen – ist das wirklich schädlich für die kindliche Entwicklung? Ja, wenn es nach der Psychotherapeutin Amelie von Salis-Soglio geht. Wie sie der Modezeitschrift Elle erklärt, werden Kinder von Curling-Eltern durch das Abschirmen zu unselbstständigen und unsicheren Menschen. „Das Kind kann sich nicht zu einer autonomen, selbstwirksamen Persönlichkeit entwickeln. Der Mensch muss ein Maß an Frustrationstoleranz, aber auch Regulationsfähigkeit entwickeln, um eigene Emotionen und Handlungen steuern zu können.“
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Dass es wichtig ist positive sowie negative Erfahrungen zu sammeln, wurde schon vor mehreren Jahren mit dem Begriff der Selbstwirksamkeit bewiesen. Der Psychologe Albert Bandura erforschte, dass es wichtig ist, die Herausforderungen, die das Leben einem stellt, aus eigener Kraft zu meistern. So entstehe Selbstbewusstsein. Statt das Kind zu bemuttern und ihnen jedes noch so kleine Hindernis aus dem Weg zu räumen, sollte man laut der Psychotherapeutin das Kind andere Werte mit auf den Weg geben.
Kinder richtig erziehen, um Erkrankungen zu verhindern
So erklärt Amelie von Salis Soglio. „Bieten Eltern ihrem Kind Anregungen und Freiraum (im geschützten Rahmen), lassen sie ihr Kind ausprobieren und entdecken, fördern sie ihr Kind. So unterstützen Sie die Entwicklung der Selbstwirksamkeit. Und tragen dazu bei, ihr Kind zu einer selbstbewussten, autonomen und starken Persönlichkeit zu erziehen.“
Passiert das jedoch nicht und die Eltern entscheiden sich für die Curling-Erziehungsmethode, ist der Nachwuchs gefährdet psychische Auffälligkeiten zu entwickeln. Außerdem können Curling-Eltern Schuld daran tragen, dass ihre Kinder psychisch erkranken.