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Selbstliebe oder Narzissmus? Ein Blick auf die Autosexualität

Von Autosexuellen können wir so einiges lernen. Was Autosexualität ist und wie du herausfindest, ob du autosexuell bist, liest du hier.

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© Изображения пользователя EnryKun via Canva.com

Selbstvertrauen stärken: Finde deine innere Stärke für schwierige Situationen

Wie soll man in schwierigen Situationen überzeugen, wenn man kein Vertrauen in sich selbst hat? Darüber, warum es uns oft an Selbstwertgefühl mangelt und was wir tun können, um unser Selbstvertrauen zu stärken, haben wir mit der Mentorin Tatjana Faranda gesprochen.

Autosexualität ist die wahre und innige Liebe zu sich selbst. Diese sexuelle Vorliebe reiht sich hinter homo, hetero oder generell queer ein und ist für manche Menschen etwas komplett Normales. Eine gewisse Selbstliebe an den Tag zu legen, ist besonders wichtig, das wissen wir alle. Was genau Autosexualität ist und woran du erkennst, ob du autosexuell bist, liest du in diesem Artikel.

Autosexualität – Was ist das?

Kannst du ernsthaft von dir behaupten: „Ich liebe mich selbst. Ich bin gut so wie ich bin. Ich gehe mit mir durch dick und dünn und akzeptiere und umarme jeden Fehler. Bis dass der Tod uns scheidet.“

Autosexuelle können das. Sie brauchen niemand anderem in ihrem Leben, um eine erfüllte Beziehung zu führen. Autosexualität zeichnet sich durch mehrere Faktoren aus, auf die ich noch weiter eingehen werde. Wichtig ist aber immer das vollkommene Selbstverständnis der Liebe für sich selbst.

Frau Spiegel
Wie gut fühlst du dich mit dir selbst? Foto: IMAGO / Westend61

Wodurch zeichnet sich Autosexualität aus?

Autosexuell zu sein ist genauso eine Neigung wie hetero- homo- bi- usw. zu sein. Nur eben bezieht sich dein Begehr nur auf eine Person. Dich selbst. Menschen, die sich nach sich selbst orientieren, bekommen Herzrasen, wenn sie sich im Spiegel betrachten und laden sich im Restaurant am liebsten selbst zum Essen ein. Warum? Sie genießen einfach ihre eigene Gesellschaft.

Sind Autosexuelle Egoisten?

Autosexualität ist aber kein Narzissmus. Heinz-Jürgen Voss, Professor für Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg, ist der Unterschied sehr wichtig und klärte das im Gespräch mit der WELT. Autosexuelle sind seiner Ansicht nach nicht weniger sozial angebunden als heteronormativ lebende Personen. Sozialleben, Freunde, Familie und auch sexuelle Fetische und Neigungen werden dadurch nicht eingeschränkt.

Redaktionstipp: Wenn dir die sexuellen Neigungen und die Gender dieser Welt nicht ganz klar sind, dann schau einmal in diesem Artikel nach. Hier klären wir, was Queersein oder eben Heteronormativität bedeutet.

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Autosexuelle akzeptieren sich so wie sie sind.(Photo: Rawpixel.com/Shutterstock)

Die Coronakrise: Was können wir von Autosexuellen lernen?

Seit Anfang des Jahres 2019 stecken wir als Gesellschaft in einer tiefen Krise fest. Corona hat vielen von uns den Sozial- und den Liebeshahn zugeschnürt. Wir wurden dazu gezwungen, sehr viel Zeit mit uns selbst zu verbringen und haben uns selbst in der Isolation sehr viel besser kennengelernt.

Es hilft, in einer solchen Zeit enorm, wenn man es schafft, sich selbst zu lieben und die Zeit mit sich selbst genießen zu können. Autosexuelle haben anders sexuell Orientierten in der Coronazeit einiges voraus, denn sie sind ohnehin Tag für Tag mit dem Menschen zusammen, den sie am meisten lieben.

Das haben Autosexuelle Heterosexuellen voraus

Das offene Ausleben von Autosexualität erfordert vor allem eines: Mut. Noch ist diese Form der Sexualität nicht in allen Kreisen angekommen und viele wissen nichts damit anzufangen. Für Frauen hat es zudem einen emanzipatorischen Aspekt.

Wie viele andere Menschen, die sich sexuell außerhalb der Heteronormativität befinden, sind auch die Autosexuellen immer wieder dazu gezwungen, für ihre Rechte einzustehen und sich sogar öffentlich verteidigen zu müssen. Etwas Ähnliches hat die wmn-Redaktion bereits bei Menschen beobachtet, die einen Sleepyfetisch haben.

Heinz-Jürgen Voss sagt, dass wir gerade zwar in einer sehr toleranten Gesellschaft leben, aber dass traditionelle Rollenklischees noch immer tief in den Köpfen verankert ist. Deswegen wird Autosexualität viel eher in Verbindung mit Frauen gebracht, die stark sind und ganz allein ihren Weg gehen.

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Für Autosexuelle ist die Selbstbefriedigung der beste Sex der Welt.(Photo: istock/CoffeeAndMilk)

Bin ich ein bisschen autosexuell…?

Wir leben in herrlichen Zeiten für die Selbstliebe. Bodypositivity hat es schon fast auf die großen Laufstege von London und Paris geschafft und die Toleranz für alternative Lebensmodelle steigt stetig an. Trotzdem fällt es einigen von uns noch immer schwer, sich überhaupt erst einmal in der eigenen Haut und der eigenen Psyche zu akzeptieren. Diese Menschen können von Autosexuellen noch so einiges lernen.

Selbstbefriedigung

Ein bisschen rubbeln, kurz mal den Vibrator drangehalten und schon ist das Liebesspiel mit dir selbst wieder vorbei? Leider ist das bei vielen so. Nicht so bei Autosexuellen.
Selbstbefriedigung ist für sie genauso aufregend wie für Nicht-Autosexuelle der Sex mit dem Partner. Sich Zeit zu nehmen fürs Streicheln, Küssen, Liebkosen und einfach Genießen sollten wir uns definitiv abschauen.

Übrigens: Hinter der Masturbation und seinem Tabu steckt eine lange Geschichte. Von Onan aus der Bibel bis heute war es ein langer Weg. Diese Geschichte erzählen wir dir hier.

Alleinsein

Für Autosexuelle fallen alle klassischen Wege der Partnersuche systematisch weg. Dating Apps wie Tinder, Grinder, Bumble und Co. schaffen es überhaupt nicht in ihren Kosmos. Das bedeutet nicht nur viel mehr Me-Time, die man nicht mit Swipen verschwendet. Dates sind auch unter Garantie ein Erfolg. Vielleicht sollte sich jeder, der im Datingwahnsinn gefangen ist, auch mal eine schöne Zeit mit sich selbst gönnen. 

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Sich selbst kennenlernen

Selbstbefriedigung mit Pornos: Vollkommen okay oder Tabu?(Öffnet in einem neuen Browser Tab)

Klar, jeder kennt sich irgendwie selbst am besten. Aber wann bist du das letzte Mal wirklich auf deine eigenen Bedürfnisse eingegangen? Wann hast du dich das letzte Mal gefragt: “Was brauche ich, um glücklich zu sein?” Ohne dabei jemand anderen einzurechnen. Ab und an kann das nicht schaden.

Fazit: Akzeptanz ist der erste Schritt

Autosexualität ist eine sexuelle Neigung, die man weder jemandem empfehlen kann, noch verteufeln kann. Sie ist einfach ein Teil dieser Gesellschaft. Dennoch können die meisten noch etwas von Autosexuellen lernen: Selbstakzeptanz, Liebe und Zuneigung für den eigenen Körper. 

Der Umgang mit Depressionen, Burnout, einer Quarter Life-Crisis und Ähnlichem könnte mit einem gewissen Maß der Selbstliebe viel einfacher zu bewältigen sein.