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Menstruieren wie im Mittelalter: Free Bleeding bekommt mehr Anhängerinnen

Bluten ohne Fremdkörper, ja klar, dafür gibt es ja Binden. Aber mithilfe von Free Bleeding sollen auch diese überflüssig werden. So soll es klappen!

Frau Glitzer Blut
Es soll blutig zugehen. Foto: imago images/Westend61 /

Frau investiert durchschnittlich einen Kleinwagen in Produkte für ihre Periode: es gibt Binden, Tampons, Slip-Einlagen, Schmerztabletten, Frauentee und so vieles mehr, was uns durch unsere Tage helfen soll. Anhängerinnen der Free Bleeding-Methode reduzieren diese Ausgaben drastisch. Wir erklären was hinter dem nicht ganz so neuen Trend steckt.

Was ist ist Free Bleeding?

Free Bleeding oder auch freie Menstruation verfolgt den Ansatz, dass auf jegliche Produkte im Körper verzichtet werden soll während der Regelblutung. Anders als beim Menstruieren mit Binden, soll das Blut allerdings nicht einfach rauslaufen und dann im Höschen aufgefangen werden, sondern frau lässt es nur dann laufen, wenn sie gerade auf der Toilette sitzt.

Denn bei den meisten Frauen kommt das Blut in Schüben. Man kann lernen, diese Schübe zu spüren und dann bewusst anzuhalten (Beckenbodenmuskeln) bis man auf Toilette ist. Dort wird dann frei geblutet.

Wo kommt es her?

Free Bleeding ist kein neuer Trend, sondern wird schon seit den 70ern praktiziert. Davor bereits im Mittelalter, als es noch keine Tamponproduktion gab. Ein Grund warum Free Bleeding wieder so „in“ ist, ist das toxische Schocksyndrom. Denn beim Nutzen von Tampons und Co. kann und zur spontanen Blutvergiftung, Lähmung und sogar zum Tod kommen. 

Gleichzeitig soll aber auch dazu aufgefordert werden, die Menstruation als etwas Natürliches anzusehen. Denn in vielen Kulturen und Religionen werden Frauen während ihrer Periode als unrein angesehen und vom kulturellen Leben ausgeschlossen.

Die Aktivistin Kiran Ghandi lief 2015 den London Marathon, während sie frei menstruierte. Free Bleeding ist also auch eine Art Aktivismus und hat dazu geführt, dass in einigen Ländern Hygieneprodukte für Frauen frei zugänglich sind. In Schottland sind Tampons und Binden zum Beispiel inzwischen kostenlos. 

Menstruation
Menstruation wird bis jetzt noch als Luxus gezählt.

Die Vorteile von freier Menstruation

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Man benötigt keine weiteren Menstruationsprodukte und spart nicht nur Geld, sondern auch Müll. Frau sein kostet viel Geld. 15.000 € für Hygieneprodukte im ganzen Leben sind nur ein Burchteil davon.

Gerade wer auf ein plastikfreies Leben achtet, der wird sicherlich schon einmal von dem Trend gehört haben. Außerdem bekommt frau ein besseres Körperbewusstsein und Infektionen oder das toxische Schocksyndrom werden ausgeschlossen. 

Manche Frauen berichten von weniger Schmerzen oder weniger starken Blutungen seit sie frei menstruieren. Das ist allerdings nicht nachgewiesen und kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein.

Die Nachteile von freier Menstruation

Der gravierendste Nachteil ist, dass man immer eine Toilette in Reichweite haben sollte. Auf Reisen ist die Free Bleeding-Methode also eher ungeeignet. Wer allerdings Schübe von zwei Stunden hat, der kann die Methode im Büro sehr gut nutzen. 

Ein weiterer Nachteil ist natürlich, dass man sich permanent mit seiner Menstruation beschäftigen muss, um die Schübe zu erkennen. Natürlich ist eine kleine Binde oder Slip-Einlage trotzdem in Ordnung, um die ersten Tropfen abzufangen. Viele Frauen greifen hier zu wiederverwendbaren Slip-Einlagen.

Für wen ist Free Bleeding geeignet?

Tatsächlich ist Free Bleeding nicht für jede Frau ganz einfach umsetzbar. Wenn man beispielsweise eine sehr starke Blutung hat, die in Schüben von wenigen Minuten kommt, dann braucht es extrem viel Übung und Körperbewusstsein.

Eine Möglichkeit wäre, Free Bleeding nur während der schwächeren Tage anzuwenden und an den starken Tagen auf eine Menstruationstasse oder Stoffbinden umzusteigen.

Frauen, die nur eine kurze und schwache Periode haben, können die freie Menstruation auf jeden Fall einmal ausprobieren.

So funktioniert es

Du bist neugierig geworden? Jede Frau kann und sollte die Technik ausprobieren, einfach nur, um den eigenen Körper einmal genauer kennenzulernen. Am besten eignet sich ein Wochenende oder ein Tag, an dem man zu Hause bleiben kann. Dank Home-Office gibt es davon zur Zeit ja recht viele. 

Für den Beginn solltest du außerdem Binden oder Menstruationsunterwäsche tragen, damit es nicht schlimm ist, wenn doch mal was daneben geht. Versuche dann, bewusst zu beobachten, wann die ersten Tropfen kommen. Sobald es feucht wird, gehst du auf die Toilette.

Hier kommt dann meist der Schub. In welcher Position das Blut dann am besten abfließt, musst du selbst ausprobieren. Eine Hockposition oder auch Wippen kann helfen. Das Ganze machst du immer, wenn du merkst, dass es feucht wird. So findest du deinen Rhythmus.

Expertentipp: Wichtig ist beim Anhalten auch eine starke Beckenbodenmuskulatur. Wenn diese bei dir noch schwach ist, zeigen wir dir hier die besten Übungen, um deinen Beckenboden zu trainieren. Ein Yoni-Ei ist perfekt dafür geeignet.

menstruationstasse einführne und entfernen
Wenn dich der Müll an Tampons und Binden auch so nervt, aber Free Bleeding nicht so deins ist, solltest du den Menstruationscup ausprobieren.

Fazit: Lass‘ laufen!

Free Bleeding ist keine exklusive Menstruationstechnik. Sie erlaubt durchaus auch Binden oder Menstruationsunterwäsche zu benutzen. Gerade bei den ersten Malen bleibt vielen Frauen auch gar nichts anderes übrig. 

Wenn dich beim freien Menstruieren der nachhaltige Gedanke anspornt, dann könnten Menstruationstassen genau deine Lösung für die starken Tage sein. Wir zeigen dir, wie du den Cup richtig nutzt und alle guten Alternativen zu Tampons.

Kennst du außerdem schon diese 3 kostenlosen Zyklus-Apps, um dich nie von deiner Periode überraschen zu lassen?

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