Laut der Anthropologin Lena Papasabbas sind Sex und Kultur eng miteinander verwoben. Der Feminismus durchbricht diese engen Bindungen, stellt die Rollenverteilung und das bürgerliche, monogame, lebenslängliche und vor allem vorbestimmte Lebensmodell infrage.
Die meisten Scheidungen werden daher heute von Frauen eingereicht. Paarbeziehungen sind eher ein männlich geprägtes Ideal. Frauen sind dagegen in der Regel die glücklicheren Singles.
Auch im Alltag hat der Feminismus viel zustande gebracht: zum Beispiel besseren Sex. Diese vier Sex-Trends der Zukunft hätte es wohl ohne die feministischen Bewegungen nie gegeben:
4 weibliche Sex-Trends der Zukunft
Wie Sex in der Zukunft aussehen wird? Wahrscheinlich weiblich!
1. Anti-Baby-Pillen & Viagra
Dass Sex und Fortpflanzung voneinander trennbar sind, ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Die erste Anti-Baby-Pille war DIE Verhütungsrevolution des letzten Jahrhunderts. In den nächsten Jahren wird es eine neue Variante geben – dann allerdings für Männer.
Ganz schön spät diese Männerpille und nur möglich durch die Gleichberechtigungsforderungen feministischer Bewegungen. Bis dahin versuchen Männer ihre Unfähigkeit, die passende Kondomgröße zu kaufen, mit innovativen Ideen zu überspielen.
Zum Beispiel durch das Aufsprühen von Latexflüssigkeit auf den Penis zum Formen eines passgenauen Überzugs, der vom Institut für Kondomberatung entwickelt wird. Warum man von diesem Sprühkondom besser die Finger lassen solltest, liest du hier. Und welche Vor- und Nachteile Sex mit Kondomen hat, hier.
Im Gegenzug kommt ein Viagra-Pendant für Frauen auf den Markt. Noch sind unerwünschte Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen und Übelkeit beim Viagra für Frauen nicht auszuschließen. Die Pille wurde dennoch von der US-Arzneimittelbehörde zugelassen und ist in großen Schritten unterwegs.
2. Sextoys
Was sind die innovativsten Geschäftsfelder der Welt? Laut der Unternehmerin Cindy Gallop: Bitcoin, Cannabis und Sextech. Die Aussage ist leicht nachvollziehbar, immerhin setzt die Sexindustrie jährlich 20 Milliarden Euro um.
Amorelie, Eis und andere Sextoy-Hersteller überbieten sich regelmäßig mit kreativem Sexspielzeug und Gadgets. Hauptzielgruppe: Frauen. Aus Dildos wurden batteriebetriebene Vibratoren, aus denen wiederum Geräte, die mit sanften Druck- und Schallwellen arbeiten. Mittlerweile sind Sextoys auch per App steuerbar. Perfekt, wenn der Lockdown wieder einmal andauert.
Ebenso innovativ (und ein wenig gruselig) ist der Trend, seinen Vibrator mit Smart Home zu vernetzen. Die gesendeten Signale passen so automatisch die Lichtverhältnisse an. Dass Spotify gleich die passende Playlist anwirft, ist ebenso möglich.
Genauso kurios: ein Vibrator-Wecker. Der wird vor dem Schlafen in den Slip geschoben und fängt zur gewünschten Zeit an zu vibrieren. Klingt gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht so abwegig. Schließlich gibt es viele gute Gründe für Sex am Morgen.
3. Pornos sollen Frauen gefallen
Bei Pornos bestimmt das Angebot die Nachfrage. Frauen sind nicht mehr nur vor der Kamera zu finden, sondern immer öfter auch hinter der Kamera aktiv. So kommen als Gegenstück zu den realitätsfernen, eher oberflächlichen und pubertären Männerfantasie-Pornos immer mehr feministische Projekte wie Fair Porn und Housewife Porn auf die Bildfläche der Pornoindustrie.
Die sind deutlich näher an realen Sex-Praktiken dran und bieten dadurch die Möglichkeit, sich mehr mit den Darstellern und den Videos zu identifizieren. Das klassische Porno-Wertesystem ist überbrückt worden.
Ein weiterer neuer Trend sind Audio-Pornos. Podcasts haben durch die Pandemie einen noch größeren Stellenwert erreicht. Das hat auch die Sex-Branche erkannt und erotische Hörbücher auf den Markt gebracht. Die sind – wer hätte es gedacht – vor allem bei Frauen beliebt.
4. Daoismus
Immer beliebter wird die daoistische Sexualpraktik – allerdings in abgespeckter Version. Diese sexuellen Methoden sollten sich gut auf die Gesundheit auswirken und letztendlich zur Unsterblichkeit führen. Zentraler Bestandteil ist die Befriedigung der Frau. Laut den historischen Schriften gibt es dafür mindestens zehn Möglichkeiten. Die Anzahl dürfte sich mit den neusten Techniken bestimmt leicht erhöhen lassen.
Die Sex-Trends der Zukunft sind achtsam & nah
Auffällig ist, dass Sex-Trends immer häufiger zu mehr Achtsamkeit tendieren. Den Genuss, den Sex bereitet, haben vielleicht die meisten während der Pandemie noch mehr zu schätzen gelernt.
Die schnelle Abfertigung des Akts wird gegen Zärtlichkeiten getauscht. Kein Wunder, dass Slow Sex innerhalb der letzten Monate immer bekannter und beliebter geworden ist.
Noch mehr Sex-Themen?
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