Wie sicher fühlst du dich in deinen Freundschaften? Ich habe erst mit ungefähr 30 gelernt, was es heißt, eine wirklich tiefe Bindung zu meinen Freund:innen aufzubauen. Zu verstehen, dass das Menschen sind, denen man wichtig ist und die Nähe auch zuzulassen, fällt vielen von uns nicht leicht. Bindungsängste können die verschiedensten Ursachen haben und auch die Beziehung zu unseren Freund:innen beeinflussen. Lass uns mal darüber sprechen, wie wir diese wertvollen Verbindungen stärken und vielleicht sogar vertiefen können. Wie das geht und was eine ganz bestimmte Achtsamkeitsübung damit zu tun hat, liest du hier.
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Die besondere Bedeutung von Freundschaften unter Frauen
Freundschaften zwischen Frauen sind oft tief und emotional geprägt. Studien zeigen, dass Frauen tendenziell intensivere und unterstützendere Freundschaften pflegen als Männer. Diese Verbindungen bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern fördern auch das persönliche Wachstum und Wohlbefinden. Eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab, dass 84 Prozent der Frauen mit der Anzahl ihrer guten Freund:innen zufrieden sind, jedoch 40 Prozent der Befragten beklagen, dass viele Freundschaften nicht so eng und tiefgehend sind, wie sie sich das wünschen würden.
Achtsamkeit als Schlüssel zu tiefen Verbindungen
Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst und ohne Wertung wahrzunehmen. Vielleicht hast du ja schon die ein oder andere Achtsamkeitsübung oder Meditation für dich selbst gemacht und kennst den positiven Effekt. Durch gemeinsame Achtsamkeitsübungen könnt ihr lernen, einander besser zuzuhören, Empathie zu entwickeln und eure Bindung zu stärken. Solche Übungen fördern nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch die Verbundenheit in der Gruppe.
We listen and we don´t judge – achtsames Zuhören
Eine wirkungsvolle Übung, die ihr gemeinsam ausprobieren könnt, ist das achtsame Zuhören:
- Setzt euch zu zweit gegenüber oder wenn ihr mehr seid, in einen Kreis und stellt sicher, dass ihr ungestört seid.
- Eine Person spricht und die anderen hören aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen oder zu kommentieren. Die sprechende Person teilt Gedanken, Gefühle oder Erlebnisse, die sie beschäftigen.
- Nach fünf Minuten wechselt ihr die Rollen.
- Wichtig ist dabei, dass ihr euch wirklich zuhört und nicht dazwischenredet oder Fragen stellt. Haltet auch Momente der Stille aus – die sind genauso wichtig wie das Gesagte.
- Im Nachgang könnt ihr auch darüber sprechen, wie es euch mit der Situation ging – aber nur, wenn ihr das möchtet.
Das klingt nach Gruppentherapie? Ja, genau darum geht es auch: Denn in einer (guten) Therapiestunde hört ihr einander auch zu, ohne etwas zu bewerten. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass hier keine Fragen gestellt werden, sondern ihr einfach nur zuhört. Gehört und gesehen zu werden sind zwei sehr wichtige Bedürfnisse, die wir oft unterschätzen und verdrängen.
Achtsamkeit in Freundschaften – wir wollen mehr davon
Unsere Freundschaften sind wichtig – das wissen wir mittlerweile. Dabei geht es gar nicht darum, möglichst viele Freund:innen „anzusammeln“, sondern vielmehr um die aufrichtige Verbundenheit. Der Freundeskreis kann sogar als Familienersatz angesehen werden, zum Beispiel, wenn man weit weg von seinem Heimatort lebt. Meine Freundinnen und ich sind auch gegenseitige Notfallkontakte, wir holen uns von Arztterminen ab und kennen uns in den Küchen der anderen aus, als wären sie unsere.
Diese Form von Vertrauen entsteht durch viel Kommunikation und Empathie, aber auch durch gemeinsame Erlebnisse. Wie sehen denn deine Aktivitäten mit Freund:innen aus? Wenn ihr sonst immer zusammen ausgeht, trefft euch doch mal zu Hause und kocht zusammen oder lernt gemeinsam etwas Neues? Auf diese Weise lernt ihr euch noch einmal besser kennen.
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