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Long Covid bei Omikron: Betroffene warten Monate auf Arzttermine

Eine neue Studie aus Wuhan zeigt, dass Long Covid auch nach einem Jahr für die Hälfte der Infizierten zum Problem wird. Lies hier mehr.

Diese Long-Covid-Symptome gibt es. Foto: eduardolopezcoronadophoto via canva.com

Long Covid wird allgemein hin als Bezeichnung gewählt, um Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Atemnot, Gehirnnebel und Depressionen zu beschreiben, die häufig auch lange nach einer Infektion mit dem Corona-Virus auftreten. Welche Folgen die Omikron-Welle nun nach sich ziehen könnte, bereitet der Long-Covid-Spezialistin Jördis Frommhold besonders große Sorgen…

Long-Covid ist ein Problem, welches gerade erst Fahrt aufnimmt

Jördis Frommhold ist Chefärztin an der Median-Klinik in Heiligendamm und betreut Patient:innen, die nach einer Infektion mit Corona von Spätfolgen – dem sogenannten Long-Covid – betroffen sind. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zeigt sich die Expertin besorgt: „Wir haben massiv Zuläufe von Menschen mit Long Covid und Post-Covid – und mit Omikron ist erst mal kein Ende in Sicht. Teilweise gibt es Wartezeiten von bis zu einem Jahr.“

Menschen, die von Long-Covid betroffen sind, müssen momentan Monate auf Termine in Ambulanzen und Rehazentren warten. Das ist ein Problem, zumal Studien davon ausgehen, dass zehn Prozent der ehemals Corona-Infizierten von Long-Covid betroffen sein könnten. Eine neuere Studie aus Mainz spricht laut der Expertin sogar von 40 %!

„Nicht jeden und jede trifft das so sehr, dass sie monatelang arbeitsunfähig werden. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einer chronischen Erkrankung zu tun haben“, mein Frommhold.

Eine Impfung hilft sehr wahrscheinlich auch gegen Long-Covid

Die Expertin macht aber auch Hoffnung, wenn sie über die Schutzwirkung der Corona-Impfung spricht: „Kollegen und Kolleginnen in England und den USA sehen Hinweise darauf, dass das Risiko für Long Covid nach einer Durchbruchsinfektion geringer ist. Das kann ich so auch aus klinischer Erfahrung berichten. Wir beobachten im Moment nur sehr wenige geimpfte und erneut infizierte Patienten und Patientinnen, die anschließend eine ausgeprägte Long-Covid-Symptomatik haben.“

In Bezug auf Omikron ist Frommhold in ihren Voraussagen vorsichtig: „Bei Omikron würde ich aktuell noch nicht entwarnen wollen. Frühestens im Frühling wird klar werden, was es mit den Spätfolgen auf sich hat.“ Zwar weist die Expertin darauf hin, dass Omikron eher die oberen Atemwege trifft, „aber sollte das Virus persistent sein, also auch über den Mundnasenraum in den Körper übergehen können, reicht das womöglich für Long Covid aus.“

Neben Müdigkeit und Erschöpfung äußert sich Long Covid auch bei Omikron vor allem durch Atemnot. „Oft sind bei Long Covid 20- bis 50-jährige gesunde und leistungsstarke Menschen ohne Vorerkrankungen betroffen, die bis dato nie auf eine ärztliche Infrastruktur angewiesen waren“, betont Frommhold.

Long Covid: So viele Menschen trifft es

Eine chinesische Studie, die im August 2021 in der Fachzeitschrift The Lancet erschien, zeigt, dass rund die Hälfte ehemaliger Corona-Krankenhauspatient:innen noch von Langzeitfolgen betroffen sind. Auch ein Jahr später. Patient:innen mit einem besonders schweren Verlauf, die auf der Intensivstation lagen, sind dabei deutlich häufiger von Long Covid betroffen.

Die Forscher:innen wollten unter anderem wissen, wie es um die Fähigkeit zuvor mit Covid erkrankter Menschen steht, ihr normales Leben wieder aufzunehmen. Damit wollen herausfinden, wie sich die Pandemie auf die Gesellschaft und auf die Wirtschaft auswirkt.

Genesung kann länger als ein Jahr dauern

1300 Krankenakten aus Wuhan wurden im Zuge der Studie ausgewertet. Zudem wurden Daten sechs und zwölf Monate nach dem Ende der Behandlung gesammelt. Es zeigte sich, dass 68 % der ehemaligen Covid-Patient:innen ein halbes Jahr später mindestens noch ein verbleibendes Symptom oder eine Folgeerkrankung hatten.

Nach einem Jahr waren es noch 49 %. Müdigkeit, Muskelschwäche, Schlafstörungen, Herzklopfen, Gelenk- und Brustschmerzen sind die häufigsten dieser Long Covid-Symptome. Auch war ein leichter Anstieg von psychischen Auffälligkeiten wie Angstzuständen und Depressionen zu verzeichnen.

Nichtsdestotrotz konnte die Studie auch aufzeigen, dass 88 % der Betroffenen nach einem Jahr ins Berufsleben zurückgekehrt sind.

Dennoch macht diese Studie deutlich, dass die Genesung von COVID-19 zum Teil länger als ein Jahr dauern kann. Diese Erkenntnis ist vor allem für die Gesundheitssysteme wichtig, die sich darauf einstellen müssen, dass es auch nach der Pandemie zu einem erhöhten Nachsorge-Aufwand kommen wird.

Corona-Langzeitfolgen: Das wissen wir über “Long Covid”

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