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Wenn Unterforderung krank macht: Warnsignale für ein Boreout erkennen (Selbsttest)

Das Boreout-Syndrom ist weniger bekannt als das Burnout, doch genauso wichtig. Denn es kann zu ernsten, psychischen Erkrankungen führen.

Boreout Syndrom Frau legt Kopf auf Laptop
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Boreout: Wie Unterforderung und Langeweile im Job krank machen

Wer im Job wenig bis gar nichts zu tun hat, sollte sich über die freie Zeit freuen? Falsch! Denn Langeweile kann krank machen. Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang vom sogenannten Boreout-Syndrom.

Von einem Burnout hast du sicherlich schon gehört, doch weißt du auch, was es mit dem Boreout-Syndrom auf sich hat? Wer oft unter Langeweile leidet und sich im Job unterfordert fühlt, sollte unbedingt unseren Selbsttest machen.

Anna Chiara schreibt aus Erfahrung.
Foto: privat

Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.

Boreout-Syndrom: Definition und Unterschied zum Burnout

Während der Begriff Burnout durchaus bekannt ist, hören viele von dem sogenannten Boreout zum ersten Mal. Das liegt daran, dass es deutlich seltener vorkommt und dadurch weniger Aufmerksamkeit bekommt. Bei einem Burnout (aus dem Englischen für ausgebrannt) fühlen sich Betroffenen durch zu hohe Belastung überfordert und brechen unter dem Druck zusammen, oft begleitet von psychischen Erkrankungen.

Bei einem Boreout („to bore“aus dem Englischen übersetzt für langweilen) handelt es sich genau um das Gegenteil. Es entsteht ein innerer Leidensdruck aufgrund von permanenter Unterforderung und Langeweile, sowohl am Arbeitsplatz als auch auf privater Ebene. Betroffene erleben ihren Alltag und ihre Arbeit nicht mehr als sinnvoll, langweilen sich oder suchen nach Wertschätzung. Auf Dauer kann auch dieser Zustand zu psychischen Problemen führen.

Frau Langeweile
Du bist oft gelangweilt? Ein Boreout könnte sich anbahnen. Foto: imago images/Addictive Stock

Boreout-Symdrom ist keine anerkannte Krankheit

Wie das Gesundheitsmagazin der AOK schreibt, gibt es bis heute jedoch keine generelle Definition des Boreout-Syndroms. Das liegt daran, dass es – anders als das Burnout – nicht als psychische Krankheit anerkannt ist. Der Grund dafür ist die bislang sehr dünne Studienlage. Den Begriff als solchen gibt es seit 2007. Er wurde jedoch nicht von der Medizin oder der Psychologie geprägt, sondern von zwei Wirtschaftswissenschaftlerinnen. Obwohl das Boreout viele psychische Aspekte aufweist, scheint es eher in der Wirtschaftswelt etabliert zu sein, als in der Medizin.

Wie äußert sich das Boreout-Syndrom?

Das Boreout-Syndrom ist weniger ein eigenständiges Krankheitsbild, sondern vielmehr ein Komplex aus psychischen Problemen. Häufig geht mit der Unterforderung eine Depression einher, die sich durch die typischen Anzeichen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Interessenverlust äußert. Hinzu kommen meist:

  • Schlafstörungen
  • Stress
  • Lustlosigkeit
  • Erschöpfung
  • Frust
  • Leere
  • Sozialer Rückzug
  • Geringe Belastbarkeit

Letzteres sorgt oft für Konflikte, da viele nicht verstehen, wie Unterforderung und Langeweile zu einer geringeren Belastbarkeit führen kann. Dazu muss man wissen, dass nicht die Langeweile an sich der Auslöser ist, sondern in diesem Fall die Depression oder eine andere psychische Erkrankung wie zum Beispiel eine Angststörung, die aus dem Boreout resultiert.

Lies hier weiter: An diesen 6 Anzeichen erkennst du ein Boreout im Job

Selbsttest: Warnsignale frühzeitig erkennen

Damit es gar nicht erst zu tiefgreifenden, psychischen Probleme kommt, gilt es, die Warnsignale für ein Boreout so früh wie möglich zu erkennen. Hier kannst du den Selbsttest machen! Beantwortest du die Hälfte der Fragen mit „Ja“, solltest du über eine berufliche oder private Veränderung nachdenken.

  1. Hast du Interesse an deiner Arbeit und deinen Hobbies?
  2. Erkennst du den Sinn und den Wert deines Tuns?
  3. Bist du unglücklich mit dem, was du tust?
  4. Spielst du anderen oft vor, dass du viel zu tun hast?
  5. Erledigst du während der Arbeitszeit private Dinge?
  6. Fühlst du dich häufig gelangweilt?
  7. Machst du manche Dinge mit Absicht langsamer, um Zeit zu schinden?
  8. Denkst du über einen Jobwechsel nach?
  9. Bist du abends erschöpft, obwohl du gar keinen Stress hattest?

Wie kommt es überhaupt zum Boreout?

Dein Chef gibt dir immer super einfache Aufgaben, die du im Nu erledigst? Oft halten wir die Tätigkeiten, die wir auf der Arbeit zugeteilt bekommen für unangemessen oder stumpfsinnig. Die Folge: Wir fühlen uns nicht ernst genommen, geschweige denn wertgeschätzt. Das Desinteresse wächst – die Motivation sinkt. Dadurch geben Vorgesetzte spannende und herausfordernde Augen erst recht an andere Mitarbeitende. So entsteht eine Spirale aus schwindender Motivation und immer anspruchsloseren Aufgaben.

Was du tun kannst

Normalerweise würde ich empfehlen, eine psychotherapeutische Praxis aufzusuchen. Da das Boreout-Syndrom aber keine anerkannte Erkrankung ist, kann es nicht ärztlich behandelt werden. Erst dann, wenn weitere psychische Probleme auftreten, ist ein Gang zum Arzt oder zur Ärztin ratsam.

Um mit dem Boreout fertig zu werden, braucht es vor allem eines: Ehrlichkeit. Sei ehrlich mit dir selbst und erkenne deine eigenen Verhaltensmuster an. Sprich auch mit deinem Chef oder deiner Chefin über deine Gefühle, um wieder neue Aufgaben zu bekommen, die dich herausfordernd. Ein Verhaltenstraining oder auch Coaching könnten dir dabei weiterhelfen.