Du kommst nicht aus dem Grübeln heraus, fühlst dich ständig angespannt, ruhelos, gestresst und findest einfach keine Entspannung? Innere Unruhe fühlt sich mitunter so an, als würde man im Hamsterrad des eigenen Lebens stehen. Viele erhoffen sich diesem Gefühl zumindest in den eigenen vier Wänden zu entkommen. Und ebenso viele scheitern daran, weil sie statt gesund, lieber schön wohnen. Die Raumexpertin Katia Steilemann erklärt uns, welche drei Faktoren man dringend aus dem eigenen zu Hause aussperren sollte, um endlich zur Ruhe zu kommen.
Innere Unruhe durch Räume? Das erwartet dich:
Innere Unruhe kann auf Dauer krank machen
Nervöse, innere Unruhe – das ist ein Zustand, den jede:r schon Mal erlebt hat. Oder hattest du etwa noch nie das Gefühl, unter Strom zu stehen und nicht abschalten zu können? Bei den meisten Menschen handelt es sich hierbei nur um einen kurzen oder phasenweisen Zustand. Andere reiten dagegen regelrecht von der einen Welle der inneren Unruhe zur nächsten. Ihr Cortisolspiegel sinkt also nicht ab, sondern bleibt konstant hoch.
Auf Dauer kann das Folgen für die eigene Gesundheit und für das Sozialleben haben. So haben Menschen, die von innerer Unruhe betroffen sind, etwa häufig mit Schlafstörungen zu kämpfen. Das wiederum erhöht das Risiko, übergewichtig zu werden oder an Diabtes-Typ-2 zu erkranken.
Auch können Konzentrationsschwierigkeiten einsetzen und eine allgemeine Gereiztheit kann sich einstellen. Diese körperlichen Folgen können sich mitunter auf das Berufs- und Privatleben auswirken, etwa weil man häufiger in Konfliktsituationen gerät oder den üblichen Workload nicht mehr gewachsen ist.
Was gegen innere Unruhe hilft? Zunächst einmal muss man dafür die individuellen Auslöser ausmachen. Für manche Menschen mag die Quelle der inneren Unruhe an einem zu hohen Stresspegel auf der Arbeit liegen. In manchen Fällen ist aber auch unsere direkte Umgebung daran beteiligt sein, dass wir innerlich unruhig sind. Genaugenommen sind es unsere eigenen vier Wände, die uns oft nicht zur Ruhe kommen lassen, das meint zumindest die Raumexpertin Katia Steilemann.
Übrigens: Neben Stress sind weitere häufige Auslöser von innerer Unruhe der Konsum von Alkohol und Drogen, hormonelle Schwankungen oder psychische Erkrankungen. Sollte der Zustand der inneren Erregtheit bei dir permanent vorherrschen, kann es lohnen, das ärztlich abklären zu lassen.
Wie Räume Unruhe & Stress begünstigen können
Katia Steilemann ist ausgebildete Präventologin, Interior Designerin und Mental Coach. Sie hilft Menschen regelmäßig dabei, gesünder und authentischer zu leben. Im Interview fragte ich sie, welche Faktoren wir unbedingt in unserem zu Hause eliminieren sollten, um zur Ruhe zu kommen.
1. Unordnung
Sie verrät: „Der erste – und der typischste Faktor – ist die Unordnung. Vor allem Flure sind hier das Problem. Man braucht als Mensch gute Begegnungen, um Stress abzubauen und sollte einmal am Tag die Möglichkeit haben, über die eigenen Emotionen zu sprechen, sich auszutauschen und miteinander zu lachen. Dieser schnelle und wichtige Austausch am Tag findet hauptsächlich in Fluren statt.“
Gerade hier sieht Steilemann allerdings immer wieder gravierende Defizite: „Die Flure sind aber oft vollgemüllt und zu eng, sodass sich keiner da aufhalten mag. Ergo findet hier keine Kommunikation statt und das stresst, weil man sich ständig missversteht.“
Ähnlich verhält es sich mit den Esszimmern der Menschen: „Ich sehe leider immer mehr, dass Menschen zu wenig Zeit miteinander verbringen, außer beim Essen. Im Esszimmer liegen aber häufig noch Arbeitssachen rum oder es stehen noch alte Sachen auf dem Boden, die man längst mal wegräumen wollte“, erklärt die Raumexpertin. „All das schafft eine Atmosphäre von Stress und lädt nicht dazu ein, andere Familienmitglieder zu fragen, wie es ihnen geht oder was sie am Tag erlebt haben.“
2. Knallige Wandfarben
Neben der Unordnung bringt Katia Steilemann auch die Farbwahl der Menschen an. Sie meint: „Menschen in Deutschland neigen dazu, Wände in Haupttönen zu streichen, also in Knallgelb, Knallrot und Knallgrün. Sie glauben damit Lebensfreude in ihr Wohnen zu bringen.“ Die Raumexpertin sieht darin allerdings eine konträre Wirkung und spricht vielmehr von einer „visuellen Überlastung“.
„Es ist durch Studien aus Krankenhäusern bewiesen, dass kranke Menschen oder Menschen, denen es seelisch nicht gut geht, eher helle, warme und Pastelltöne brauchen. Töne, die an die Natur erinnern und die entschleunigen. Ich würde eher ein warmes Blau empfehlen, das wirkt beispielsweise sehr beruhigend auf die Psyche“, erläutert Steilemann.
3. Fehlende Funktionalität
Zu guter Letzt wird laut der Raumexpertin innere Unruhe dadurch begünstigt, dass die Funktionalität in den eigenen vier Wänden hintangestellt wird. Sie sagt: „Ich möchte, dass die Leute wegkommen von diesem ‚Schöner Wohnen‘. Ich erinnere mich dann immer an Räume aus Las Vegas, die alle schön, aber eben auch aus Pappe sind.“
Steilemann spricht aus ihrer beruflichen Erfahrung, wenn sie sagt: „Ich komme in Räume und sehe sofort, dass jemand gestresst ist, wenn es zum Beispiel ausgebrannte Glühbirnen, unfertige Steckdosen oder Schalter gibt. Alles was mit der Elektrik oder dem Internet zu tun hat, verläuft analog zum eigenen Nervensystem. Man sagt ganz gerne, dass das zu Hause irgendwann zur dritten Haut wird.“ Wer demnach zur Ruhe kommen möchte, sollte nicht allein schön eingerichtet wohnen. Viel wichtiger wäre es, auch funktional zu leben.
Innere Unruhe durch eine ideale Inneneinrichtung ausschalten
Innere Unruhe kann ganz verschiedene Auslöser haben. Die Raumexpertin Katia Steilemann ist sich sicher, dass unsere eigenen vier Wände einen erheblichen Einfluss auf unser mentales Wohlergehen haben. Wer also versucht, Stress abzubauen und Unruhe abzuschütteln, sollte neben Yoga, Spaziergängen und Meditation also immer auch ein offenes Auge für die eigene Umgebung haben.
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