Meine erste Soloreise entstand eher aus einer Laune heraus. Der Gedanke “Warum nicht mal alleine verreisen“ verfestigte sich und so wurden spontan drei Wochen Italien gebucht. Was soll schon schiefgehen, dachte ich mir, es ist schließlich ein europäisches und touristisches Land. Dass es doch das eine oder andere gab, was ich gerne vorher gewusst hätte, stellte sich erst später heraus. Welche 4 Dinge mir vor dem Backpacking niemand gesagt hat und ob ich Italien für eine erste Soloreise empfehlen kann, erfährst du hier.
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4 Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte
Je öfter du alleine reist, desto weniger Ängste wirst du haben. Desto routinierter gehst du mit unvorhersehbaren Situationen um und desto gelassener wirst du insgesamt sein. Doch bei der ersten Soloreise können einen kleinere Probleme überfordern und an der gesamten Reise zweifeln lassen. Diese vier Dinge hätte ich gerne vor der Reise gewusst:
1. Es lässt sich nicht alles planen
Auch wenn ich nicht zu den Menschen gehöre, die alles im Voraus planen, dachte ich doch, dass sich viele Situationen mit ein wenig Planung vermeiden lassen. Dennoch saß ich direkt zu Beginn meiner Reise stundenlang in einem kaputten Zug mitten in der Pampa – und die Durchsagen waren natürlich nur in der Landessprache.
Auch die Mitreisenden um mich herum waren sehr bemüht, mir die Problematik zu erklären, aber leider auch nicht auf Englisch. Als es dann noch anfing zu dämmern, setzte bei mir ein mulmiges Gefühl ein. Doch was kann man in dieser Situation tun?
Mein Tipp:
In unvorhersehbaren Situationen hilft es, ruhig zu bleiben und ein paar Strategien anzuwenden: Übersetzungs-Apps wie Google Translate können dir helfen, Durchsagen oder Gespräche zu verstehen, und mit einer Live-Standortfunktion kannst du Familie oder Freund:innen mitteilen, wo du bist.
Halte dich in der Nähe anderer Reisender auf, denn auch ohne gemeinsame Sprache gibt dir die Nähe zu Menschen ein sichereres Gefühl. Grundsätzlich kann ein kleines Notfall-Kit mit Snacks, einer Powerbank und einer Karte wertvoll sein, wenn die Technik versagt.
Vertraue zudem deinem Bauchgefühl: Wenn du dich unwohl fühlst, wende dich an das Zugpersonal oder Mitreisende, um Hilfe oder eine alternative Lösung zu finden.
2. Im Dunkeln alleine sein
Als Frau alleine im Dunkeln in leeren Gassen zu stehen, ist wohl eine der häufigsten Ängste von Alleinreisenden. Da man in den Hostels schnell andere Backpacker:innen kennenlernt, mit denen man abends gemeinsam losziehen kann und es Optionen wie Taxen gibt, erschien mir diese Situation nicht so problematisch.
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände stand ich nahe Neapel, dann aber doch mitten in der Nacht alleine an einer verlassenen Bushaltestelle. Der Bus fuhr nicht dort ab, wo ich ihn erwartet hatte und die Gegend war an diesem Tag auch nicht so belebt, wie in Reiseforen beschrieben. Außerdem sollte der Bus mit erheblicher Verspätung kommen.
Und wie es der Zufall so will, kamen mir die wenigen Leute, die vorbeikamen, natürlich auch sehr zwielichtig vor. Da ich offensichtlich genauso verloren aussah, wie ich mich fühlte, sprach mich damals eine vorbeikommende Frau an.
Die Studentin wohnte in der Gegend und wartete am Ende eine Stunde gemeinsam mit mir an der Bushaltestelle, bis der Bus dann auch endlich kam. Ich bin ihr bis heute extrem dankbar dafür. Doch was kannst du in ähnlichen Situationen tun?
Mein Tipp:
Wenn du dich als alleinreisende Frau nachts in einer verlassenen Gegend wiederfindest, ist es wichtig, schnell zu handeln, um dich sicher zu fühlen: Bleibe zunächst ruhig und vermeide es, panisch zu wirken. Nutze dein Handy, um dir den nächsten sicheren Ort zu suchen, sei es eine belebte Straße, ein Geschäft oder ein Hotel, und bewege dich dorthin, falls möglich.
Kontaktiere gegebenenfalls dein Hostel oder deine Unterkunft, um dir Unterstützung zu holen – viele helfen dir gerne, ein sicheres Taxi zu organisieren. Falls Taxen in der Gegend verfügbar und vertrauenswürdig sind, rufe über eine App oder eine offiziell registrierte Nummer ein Fahrzeug.
Halte dein Handy griffbereit, teile deinen Standort mit jemandem und vermeide es, wertvolle Gegenstände offen zu zeigen. Manchmal kann ein Gespräch mit einer Person, die in der Nähe ist, beruhigend wirken – achte aber darauf, dein Bauchgefühl ernst zu nehmen und die Situation richtig einzuschätzen.
Auch ein Telefonat mit Freund:innen und Familie, während du dort wartest, kann beruhigen wirken und anderen signalisieren, dass du in Kontakt mit Menschen bist.
3. Ohne Geld in einer fremden Stadt
Vor der Abreise bekommt man oft Ratschläge wie: Geld an verschiedenen Orten aufbewahren (Hotel und Portemonnaie), nicht zu viel Bargeld mitnehmen, aber auch nicht zu wenig (oft kann man nur mit Bargeld bezahlen) und Wertsachen am Körper tragen. Wenn dir auf einer belebten Straße die Handtasche gestohlen wird, im schlimmsten Fall auch noch der Schlüssel zu deiner Unterkunft, hast du dennoch ein Problem.
Als mir in Barcelona meine Wertsachen auf der Las Ramblas geklaut wurden – jaa, die Straße ist berüchtigt dafür, aber ich habe meine Tasche wirklich nah an meinem Körper getragen – war ich dennoch für einen Moment ziemlich aufgeschmissen. Was also tun, wenn einem alles gestohlen wird?
Mein Tipp:
Wenn dir auf Reisen deine Wertsachen gestohlen werden, ist es wichtig, schnell zu handeln und einen kühlen Kopf zu bewahren: Suche zunächst einen sicheren Ort auf, von dem aus du handeln kannst, wie ein Café oder deine Unterkunft, falls du den Schlüssel noch hast. Melde den Diebstahl umgehend bei der Polizei – viele Städte wie Barcelona haben dafür sogar spezielle Touristenstellen.
Kontaktiere deine Bank, um gestohlene Karten sperren zu lassen, und nutze eine App, um digitale Zahlungsmöglichkeiten wie Apple Pay zu aktivieren, falls deine Karten hinterlegt sind. Wende dich zudem an die Deutsche Botschaft oder ein Konsulat, um neue Ausweisdokumente zu beantragen. Hast du eine Kopie deines Ausweises in der Cloud oder im E-Mail-Postfach gespeichert, erleichtert das viele Formalitäten.
Rufe anschließend deine Unterkunft an, um eine Lösung für den fehlenden Schlüssel zu finden, und bitte Mitreisende oder andere Backpacker:innen um kurzfristige Unterstützung – die Reise-Community hilft oft gerne. Schläfst du in einem Hotel oder Hostel, ist es natürlich deutlich einfacher.
4. Man kann sich auch unter Menschen einsam fühlen
Ich würde mich als relativ offen und kontaktfreudig beschreiben, kann aber auch gut alleine sein – warum sollte ich mich also auf Reisen einsam fühlen? Meine Erfahrung ist, dass man beim Backpacking nur alleine ist, wenn man es will.
Das gilt vor allem für alle, die in Hostels übernachten. Dass dies jedoch keine Garantie dafür ist, dass man sich nicht doch mal einsam fühlt, merkte ich schnell. Ein Anruf von der Familie oder Freund:innen, die erzählen, dass sie gerade gemeinsam beim Abendessen, in der Bar oder beim Spieleabend zusammen sitzen, kann Wehmut auslösen.
Ähnlich ist es bei größeren Veranstaltungen, bei denen du gerne dabei gewesen wärst oder Situationen, in denen es jemandem von deinen Liebsten nicht gut geht, und du eben nicht einfach schnell hinfahren kannst. Doch was kann man dagegen tun?
Mein Tipp:
Plane bewusst Momente ein, in denen du dich mit deinen Liebsten austauschen kannst – ein Videoanruf oder ein liebevoller Chat können dir das Gefühl geben, nah dran zu sein. Gleichzeitig hilft es, dich aktiv mit anderen Backpacker:innen auszutauschen oder an sozialen Aktivitäten im Hostel teilzunehmen – von gemeinsamen Kochabenden bis hin zu Stadtführungen.
Wenn dir ein Event zu Hause fehlt, versuche, dir etwas Besonderes zu gönnen, das dich ablenkt und dir Freude bereitet, wie ein gutes Essen oder ein kleiner Ausflug. Schreib deinen Liebsten Karten oder pflege ein Tagebuch – das schafft Nähe, auch wenn du weit weg bist.
Viele Backpacker:innen haben mir auch erzählt, dass sie zu Beginn der Reise weniger Kontakt mit Freund:innen und Familie halten, weil die erste Zeit für sie die schwerste ist. Hier muss wohl jede:r für sich selbst herausfinden, was einem guttut.
Für mich persönlich war in der ersten Zeit viel Kontakt, deutlich angenehmer, nach einiger Zeit fühlte ich mich dann wohler und reduzierte ihn etwas, um mich voll auf die Reise einzulassen.
Wichtig ist, dir bewusst zu machen, dass Einsamkeit ein temporäres Gefühl ist, das vorbeigeht, und dass es in solchen Momenten okay ist, sanft mit dir selbst zu sein.
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Alleine zu reisen ist immer eine Reise zu dir selbst
Mein Fazit nach jeder Reise: Es lässt sich alles regeln. Auch, wenn es im ersten Moment nicht so wirkt. Die meisten „Probleme“ sind auf den zweiten Blick nur halb so wild – und die Herausforderungen lassen einen wachsen und bauen Selbstvertrauen auf. Am Ende wirst du gestärkt und mit einigen spannenden Storys im Gepäck wieder zurück zu deinen Liebsten fliegen – und froh sein, dass du die Reise gemacht hast. Italien kann ich für den ersten Solotrip wärmstens empfehlen! Die Infrastruktur ist gut, ich habe mich die meiste Zeit sicher gefühlt und die Einheimischen waren stets hilfsbereit.