Ein Flughafen ohne Menschenmassen und ohne lange Wartezeiten – für Reisende klingt das wie ein Traum. Für die Betreibenden ist das allerdings der größte Horror. Denn während andere Flughäfen von zahlreichen Fluggesellschaften profitieren, herrscht hier gähnende Leere und kaum Umsätze, weil im Monat gerade mal zwei Flugzeuge starten.
Um welchen deutschen Flughafen es sich hierbei handelt und warum kaum eine Fluglinie diesen modernen Ort in ihren Flugplan aufnehmen will, erfährst du jetzt.
Lost Place: An diesem Flughafen will fast keine Airline landen
Kassel-Calden, der zweitgrößte Flughafen Hessens, ist eine beeindruckende Anlage mit 9000 Quadratmetern Fläche, zehn Check-in-Schaltern und drei Sicherheitsschleusen. Er sollte einst ein Vorzeigeprojekt in der Region Nordhessen sein. Doch statt voller Terminals und einer gedeihenden Wirtschaft steht der Flughafen vor großen Herausforderungen. Trotz moderner Ausstattung und 1000 Menschen, die hier arbeiten, will kaum eine Fluggesellschaft Kassel-Calden anfliegen.
Die Zahlen sprechen für sich: Im Winterflugplan starten und landen von November bis Februar gerade einmal sechs Flüge. An allen weiteren Tagen herrscht absolute Stille. Erst ab Februar soll es wieder wöchentliche Flüge nach Gran Canaria geben, vorausgesetzt, die tschechische Fluggesellschaft Smartwings bleibt Kassel-Calden treu. Doch auch das steht noch in den Sternen, nachdem kürzlich die Billigfluglinie Sundair angekündigt hat, den Flughafen nicht mehr anzufliegen.
Trotz Minus-Zahlen: Warum bleibt der Flughafen erhalten?
Das Großprojekt Kassel-Calden hat dem Land Hessen einiges gekostet. Satte 280 Millionen Euro wurden in den Bau des Flughafens investiert, doch seit der Eröffnung im Jahr 2013 schreibt der Flughafen nur rote Zahlen. Allein im Jahr 2023 betrug das Defizit rund 5 Millionen Euro, und insgesamt haben sich die Verluste seit der Eröffnung auf etwa 60 Millionen Euro summiert. Ursprünglich war geplant, dass der Flughafen bis 2020 kostendeckend arbeitet – doch davon ist man derzeit weit entfernt.
Trotzdem hält das Land Hessen, das 68 Prozent des Flughafens besitzt, an Kassel-Calden fest. Warum? Der Direktor erklärt: Zum einen sei Nordhessen ein strukturschwaches Gebiet, das dringend auf eine bessere Infrastruktur angewiesen ist. Zum anderen sei der Flughafen fest in der schwarz-roten Koalitionsvereinbarung als „wichtiges nordhessisches Infrastrukturprojekt“ verankert.
Geplante Sonderflüge ab April – Hoffnung am Horizont?
Trotz der schwierigen Situation und den stockenden Verhandlungen mit den Airlines gibt es kleine Hoffnungsschimmer. Ab April 2025 sollen endlich wieder Sonderreisen angeboten werden. Rom, Barcelona – das klingt vielversprechend, aber wird das den Flughafen retten? Mindestens bis dahin bleibt es jedoch still am Kassel-Calden. Auch im Cargo-Geschäft gibt es keine Lichtblicke.
Obwohl ursprünglich 300 Transportflüge pro Jahr geplant waren, ist davon nichts zu sehen. Die Frachtmaschinen bleiben ebenso aus wie die Passagier:innen-Flieger. Ob der Flughafen langfristig überleben kann, hängt von vielen Faktoren ab: den Verhandlungen mit Airlines, der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region und der Bereitschaft des Landes Hessen, weiterhin Millionen in das Projekt zu investieren.
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