In einem ruhigen Viertel von Lichterfelde steht ein Bauwerk, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt. Wer genauer hinschaut, sieht eine verlassene Anstalt, die heute von der Natur zurückerobert wird: das ehemalige Frauengefängnis. Hinter bröckelnden Mauern vergitterten Fenstern und einem rostigen Stahltor verbirgt sich ein Haus mit bewegter Geschichte. Wir verraten dir, wer im Frauengefängnis in Lichterfelde einsaß und welche Geheimnisse das Gebäude seit vielen Jahren bewahrt.
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Frauengefängnis in Lichterfelde: Ein Kapitel Berliner Geschichte
Das Frauengefängnis wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und diente über viele Jahrzehnte hinweg als Ort der Inhaftierung. In der Zeit des Nationalsozialismus war es eine Haftanstalt für Frauen, die sich dem Regime widersetzten: politische Aktivistinnen, Widerstandskämpferinnen und solche, die nicht in das Weltbild der Machthaber:innen passten.
Der Alltag in den engen Zellen war von Isolation und Härte geprägt. Die Inhaftierten blieben mitsamt ihren Schicksalen in den Mauern eingeschlossen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich die Nutzung des Gefängnisses kaum. Auch in der Nachkriegszeit blieben die Zellen belegt, bis das Gefängnis schließlich in den 1980er Jahren geschlossen wurde.
Heute sind die Gebäude verlassen, und die Natur hat begonnen, das Areal zurückzuerobern. Efeu rankt sich die Wände hinauf, und durch die kaputten Fenster fällt gedämpftes Licht in die Räume.
Besichtigungen sind möglich
Wer die Atmosphäre selbst erleben will, hat Glück: Kostenfreie Touren durch das ehemalige Gefängnis werden immer wieder angeboten. Zuletzt konnten Besucher:innen einen Blick hinter die Gefängnistüren der Haftanstalt anlässlich des Pride Months und zum Tag des offenen Denkmals 2023 werfen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Touren direkt über den Inhaber zu buchen. Informationen hierzu findest du auf der Veranstalterseite theknast.de
Zudem hat der Lost Place inzwischen einige Highlights parat. Seit 2024 kann man in dem ehemaligen Frauengefängnis einen Tisch buchen, denn im Verwaltungstrakt empfängt dich von Mittwoch bis Samstag ab 17 Uhr eine wechselnde Auswahl an Vor- und Hauptspeisen und Desserts. Statt einer Führung kannst du den Lost Place also auch im Rahmen eines Abendessens erkunden.
Zudem gibt es eine Bar, in der neben Cocktails auch traditionelle Whiskysorten angeboten werden. Ab 2025 soll es dann sogar möglich sein, in dem Gefängnis zu übernachten – und regelmäßig finden in dem ehemaligen Gefängnis sogar verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt. Wer das volle Lost Place-Erlebnis sucht, ist hier also gut aufgehoben!
Wo Geschichte spürbar wird
Trotz seiner Verlassenheit erzählt das Frauengefängnis in jedem Winkel seine Geschichte. Die bedrückende Stille in den Zellenblöcken ist erfüllt von Erinnerungen an die Frauen, die hier einst inhaftiert waren – an ihre Ängste und Hoffnungen.
Hinweis: Lost Places haben eine besondere Anziehungskraft, bergen aber erhebliche Gefahren. Einstürzende Decken, brüchige Böden und scharfe Gegenstände sind keine Seltenheit. Daher: Besichtige diese Orte niemals ohne Genehmigung oder außerhalb geführter Touren – und halte dich an die Regeln: Nichts mitnehmen, keinen Müll hinterlassen, Brandgefahr vermeiden. Wichtig: Respektiere den Lost Place und bewahre seinen Charme für zukünftige Generationen. Beachte, dass unerlaubtes Betreten strafrechtliche Folgen haben kann.