An der wilden Nordküste Teneriffas, hoch auf einer Klippe über dem Atlantik, thront ein verfallenes Gebäude, das einst als technisches Meisterwerk galt: die Casa Hamilton. Heute ist sie ein beliebtes Ziel für Lost-Place-Fans, Abenteurer:innen und Fotograf:innen, die den morbiden Charme der verlassenen Ruine erkunden wollen. Doch was zeichnet diesen Ort aus? Tatsächlich verbirgt sich hinter den zerfallenen Mauern eine bewegende Geschichte.
Auch interessant: Kanaren-Geheimtipp: Auf dieser winzigen Insel wartet ein verlassenes Geisterdorf auf dich
Lost Places: Der Name Hamilton ist auch Teneriffa bekannt
Die Sehenswürdigkeit „Casa Hamilton“ befindet sich einige Kilometer westlich von Puerto de la Cruz, in dem Ortsteil „Romantica 1“. Die britische Familie Hamilton ließ die Villa im Jahr 1903 dort errichten, um auf den Kanaren ein neues Leben zu beginnen – was ihnen schließlich auch gelang. Und zwar mithilfe einer „Pump-Anlage“.

Der Zweck der Villa bestand darin, das Süßwasser der nahegelegenen Gordejuela-Quelle abzupumpen und für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, insbesondere zur Bewässerung von Bananenplantagen. Dafür wurde das Wasser über Leitungen ins Orotava-Tal geleitet und dabei ein Höhenunterschied von etwa 200 Metern überwunden.
Als besonderes Highlight der Anlage galt jedoch der Betrieb der ersten Dampfmaschine auf Teneriffa. Aus Sicherheitsgründen wurde sie etwas oberhalb des Gebäudes errichtet und über eine noch heute existierende Serpentinentreppe mit rund 175 Stufen verbunden.
Der erzeugte Dampf wurde über Leitungen zum Pumpenhaus geleitet. Zudem soll es einst einen 43 Meter hohen Kamin gegeben haben, der jedoch nicht mehr erhalten ist. Eine Zeit lang funktionierte das Konzept gut.

1919 wurde die Anlage verkauft
Die Errichtung der Anlage kostete rund eine Million Peseten und stellte eine erhebliche finanzielle Belastung für das damalige Unternehmen dar, insbesondere da sich der Handel mit Früchten zur gleichen Zeit stark verschlechterte.
Um zahlungsfähig zu bleiben, verpachtete die Familie Hamilton die Anlage im Jahr 1910 an die britische Reederei Elders & Fyffes. 1919 wurde sie schließlich verkauft. In den folgenden Jahren diente das Gebäude verschiedenen Zwecken, wird heute jedoch nicht mehr genutzt.

Und was ist aus der Familie Hamilton geworden? Einige Nachfahren leben noch immer auf der Insel und sind teilweise mit Canarios/Canarias verheiratet.
Du magst unsere Themen? Dann lies uns auch bei Google News.
Anreise & Besichtigung
Wenn du neugierig geworden bist, dann kannst du den Lost Place bei deinem nächsten Teneriffa-Urlaub besichtigen. Zu Fuß geht es von Punta Brava aus über den Küstenwanderweg am Hotel Maritim vorbei in Richtung der Siedlungen „Romantica 1&2“.
Zur Orientierung: Von dem Eingang des Loro Parque aus sind das ungefähr drei Kilometer. Alternativ fährst du mit dem Auto direkt zu Romantica 1 und parkst in der Nähe des Mirador Gordejuela. Dann musst du nur ein paar Schritte zu Fuß gehen.
Wir raten dir jedoch dazu, die Villa aus der Ferne zu betrachten, u.a. weil die Treppe, die an die Casa Hamilton heranführt, seit einigen Jahren gesperrt ist. Von einer kleinen Fußgängerbrücke unterhalb von Romantica 1 hast du jedoch einen guten Blick auf die alte Villa.
Hinweis: Lost Places haben eine besondere Anziehungskraft, bergen aber erhebliche Gefahren. Einstürzende Decken, brüchige Böden und scharfe Gegenstände sind keine Seltenheit. Daher: Besichtige diese Orte niemals ohne Genehmigung oder außerhalb geführter Touren – und halte dich an die Regeln: Nichts mitnehmen, keinen Müll hinterlassen, Brandgefahr vermeiden. Wichtig: Respektiere den Lost Place und bewahre seinen Charme für zukünftige Generationen. Beachte, dass unerlaubtes Betreten strafrechtliche Folgen haben kann.