Mitten im Wald der Stadt Derneburg befindet sich eine rätselhafte Pyramide. Sie ist rund 13 Meter lang und 12 Meter hoch. Die Fassade ist von Moos bewachsen, vor dem Eingang steht eine Statue mit einem Kreuz. Drumherum eine lange Mauer, die neugierige Besucher:innen auf Distanz halten soll. Doch was steckt dahinter? Alle spannenden Fakten zu dem auffälligen Lost Place.
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Lost Places: Die „Derneburger Pyramide“
Eine Pyramide erwartet man wohl eher in fernen Ländern, statt im beschaulichen Niedersachsen. Doch genau dort steht sie – in Derneburg, einem Ortsteil der Gemeinde Holle mit etwa 7.000 Einwohner:innen. Selbst als jemand, der in Niedersachsen aufgewachsen ist, war mir dieses ungewöhnliche Bauwerk bislang unbekannt.
Nach Angaben des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege handelt es sich bei dem alten Gemäuer um ein „beeindruckendes und in seiner Art einmaliges Ensemble aus Architektur, Gartengestaltung und Landschaftsinszenierung“, berichtet die kreiszeitung.
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Ganz so überraschend taucht die Pyramide dann aber doch nicht auf, denn sie ist Teil des sogenannten Laves-Kulturpfades – einem 2,5 Kilometer langen kulturhistorischen Rundweg um das Schloss Derneburg.
Der Laves-Kulturpfad
Der Rundweg führt dich nicht nur durch malerische Waldlandschaften, sondern auch zu beeindruckenden Bauwerken wie der besagten Pyramide und einem griechischen Tempel. Und auch ein Abstecher zum sogenannten Laves-Glashaus soll sich lohnen, berichtet die Gemeinde Holle. Doch zurück zur Pyramide: Wofür wurde sie gebaut?
Taucht man in die Geschichte der Pyramide ein, stößt man unweigerlich auf den Namen „Graf Ernst zu Münster“. Der deutsche Staatsmann und Politiker lebte von 1766 bis 1839 – und ohne ihn hätte es die Pyramide wohl nie gegeben.
Er diente sowohl dem englischen Königshaus als auch dem Haus Hannover. Laut Angaben der Gemeinde Holle vertrat er 1814 auf dem Wiener Kongress die Interessen des Königshauses, das zu dieser Zeit über Hannover herrschte.
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Graf Ernst zu Münster handelte aus, dass Hannover das Bistum Hildesheim erhielt. Als Dank schenkte ihm König Georg IV. das säkularisierte Kloster Derneburg, das der Graf teils zum Schloss umbauen ließ – mit Platz für seine Kunstsammlung. Ein englischer Landschaftsgarten gestaltet von Baumeister Laves umgab das Anwesen.
Der Graf hatte eine Vorliebe für Architektur
Schon zu Lebzeiten zeigte der Graf eine große Leidenschaft für besondere Architektur und Kunst. Nach seinem Tod im Jahr 1839 sollte sich diese Vorliebe auch in seiner Grabstätte widerspiegeln. Laut der Gemeinde Holle, erhielt Architekt Laves den Auftrag, „ein würdiges Grabmal für den Herren von Derneburg zu entwerfen.“
Für Laves ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: Er hatte mehrfach Entwürfe für ägyptische Steinpyramiden angefertigt, die mit dem Mausoleum für Graf Ernst zu Münster endlich realisiert wurden. Die „Derneburger Pyramide“ entstand noch 1839, dem Todesjahr des Grafen.
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Lost Place: Das Grab des Grafen
Über dem Portal, das in den quadratischen, gewölbten Innenraum führt, steht die Inschrift: „Grafen Münstersches Familien Begräbnis Erbauet Im Jah [re MD CC] CXXXIX“. Wie die Gemeinde Holle mitteilt, gab es einmal eine steinerne Türe vor dem Grab, auf der zu lesen war: „Ewig ist die Fortschreitung zur Vollkommenheit, wenngleich am Grabe die Spur vor dem Auge verschwindet“.
Und was befindet sich jetzt im Inneren der Pyramide? Dort ruhen der Graf Ernst zu Münster, seine Frau und ihre Töchter in Sarkophagen. Neben der Pyramide sind weitere Familienmitglieder bestattet, darunter sein Sohn Fürst Georg Herbert Münster zu Derneburg und seine Töchter Marie und eine weitere Tochter.
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Es ranken sich viele Mythen um das Grab
Eine Pyramide mitten im Wald sorgt für ordentlich Gesprächsstoff. Da wundert es nicht, dass es inzwischen viele Mythen rund das Gebäude gibt. So sollen an der Gedenkstätte seltsam Messen und Rituale stattfinden und den Ort ein düsteres Geheimnis umgeben. Wer das Mausoleum nach 24 Uhr betritt, den befallen ein Fluch, die Legenden.
Wenn du dennoch neugierig geworden bist, dann kannst du die Pyramide auch heute noch besichtigen – aktuell jedoch nur von außen, denn seit September 2024 wird sie von den Besitzer:innen saniert.
Hinweis: Lost Places haben eine besondere Anziehungskraft, bergen aber erhebliche Gefahren. Einstürzende Decken, brüchige Böden und scharfe Gegenstände sind keine Seltenheit. Daher: Besichtige diese Orte niemals ohne Genehmigung oder außerhalb geführter Touren – und halte dich an die Regeln: Nichts mitnehmen, keinen Müll hinterlassen, Brandgefahr vermeiden. Wichtig: Respektiere den Lost Place und bewahre seinen Charme für zukünftige Generationen. Beachte, dass unerlaubtes Betreten strafrechtliche Folgen haben kann.
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