Über einen schmalen Weg, vorbei an dichten Büschen und knorrige Bäumen, gelangen Besucher:innen zum Schloss Dwasieden. Die einst prachtvollen Mauern sind inzwischen von Ranken umschlungen und grünlich verfärbt. Wie bei vielen Lost Places hat, auch hier die Natur schon seid langen damit begonnen, sich das Areal zurückzuerobern. Doch wie sah das Schloss in seiner Blütezeit aus? Und wofür wurde es genutzt? Die Geschichte hinter dem Lost Place.
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Schloss Dwasieden: Der Glanz vergangener Zeiten
Schloss Dwasieden liegt auf der Insel Rügen auf einer Anhöhe über der Ostsee. Gebaut wurde es Ende des 19. Jahrhunderts von dem Berliner Bankier Adolph von Hansemann. Lange Zeit galt es als eine der prachtvollsten Residenzen der Region, ausgestattet mit feinstem Sandstein, großzügigen Sälen und einem weitläufigen Park.
Auf der offiziellen Webseite des Schlosses heißt es, dass es das einzige Gebäude in Norddeutschland war, das aus massivem Sandstein, Granit und echtem Marmor gebaut worden ist. Aus diesem Grund war es auch eins der wertvollsten Schlösser der Gegend. Hochrangige Bankiers, das deutsche Kaiserpaar und der Dichter Gerhart Hauptmann sollen sich hier aufgehalten haben.
Seine Lage, hoch über der Ostsee, mit Blick auf die Kreidefelsen, machte es zu einem Juwel des Wilhelminischen Zeitalters. Die Architektur: eine Mischung aus italienischer Renaissance und klassischem Stil – ein Symbol für Macht und Reichtum.
Schon 1895 beschrieb die Zeitschrift „Daheim – ein deutsches Familienblatt“ das Schloss wie folgt: Wir drehen uns um, vom Meere aus in den Wald sehend – da steht vor uns Schloß Dwasieden! Ja, so muß Dornröschens Palast ausgesehen haben – umkränzt von dichtem Walde, still und geheimnisvoll, wie ein Gedicht zum Himmel steigend.
Wie ein Dornröschen Palast sieht es heute nicht mehr aus. Nach dem Tod Hansemanns wechselte das Schloss mehrfach seine Besitzer:innen und verlor Stück für Stück seinen Glanz. Der Zweite Weltkrieg brachte die endgültige Wende:
Das Gebäude wurde zunächst als Lazarett genutzt, später durch die Wehrmacht militärisch beansprucht. Schließlich sprengte die Rote Armee das Schloss fast vollständig – ein Ende, das viele Lost Places teilen.
Heute: Ein Ort der Stille und des Verfalls
Was heute von Schloss Dwasieden übrig ist, sind überwucherte Ruinen. Die Grundmauern und Teile der einst prächtigen Säulen lassen erahnen, wie imposant der Bau gewesen sein muss. Besucher:innen, die sich hierher trauen, finden eine fast unheimliche Atmosphäre vor – perfekt für Fotograf:innen, Geschichtsliebhaber:innen oder Abenteurer:innen.
Das Betreten des Geländes ist offiziell nicht erlaubt, da die Ruinen einsturzgefährdet sind. Doch keine Sorge: Ein Spaziergang entlang der ehemaligen Parkanlagen reicht oft aus, um das Flair des Ortes zu spüren und ein paar Fotos zu schießen. Die nahegelegene Küste und die Aussicht auf die Ostsee bieten dazu eine atemberaubende Kulisse.
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Regelmäßig werden auch Führungen angeboten. Wer die Atmosphäre selbst erleben möchte, kann an einer der Touren teilnehmen. Meistens jedoch von März bis November. Weitere Informationen dazu findest du auf der Webseite des Schlosses.
Lost Place: Verlassene Schlösser üben eine magische Anziehungskraft aus
Die Mischung aus verwunschener Schönheit und schmerzlichem Verfall macht Schloss Dwasieden zu einem der eindrucksvollsten Lost Places Deutschlands. Jahr für Jahr zieht der faszinierende Ort zahlreiche Besucher:innen an, die seine geheimnisvolle Atmosphäre erleben möchten.
Hinweis: Lost Places haben eine besondere Anziehungskraft, bergen aber erhebliche Gefahren. Einstürzende Decken, brüchige Böden und scharfe Gegenstände sind keine Seltenheit. Daher: Besichtige diese Orte niemals ohne Genehmigung oder außerhalb geführter Touren – und halte dich an die Regeln: Nichts mitnehmen, keinen Müll hinterlassen, Brandgefahr vermeiden. Wichtig: Respektiere den Lost Place und bewahre seinen Charme für zukünftige Generationen. Beachte, dass unerlaubtes Betreten strafrechtliche Folgen haben kann.