In Wollseifen liegt eine gespenstische Stille über dem Ort. Die Häuser stehen leer, und auf den Straßen begegnet man höchstens Tourist:innen. Eigentlich gibt es den Ort in der Eifel schon seit 1946 nicht mehr. Damals wurde Wollseifen von der britischen Besatzungsmacht geräumt, um Platz für einen Truppenübungsplatz zu schaffen. Heute zieht die Ruinenlandschaft Geschichtsinteressierte und Lost-Place-Fans gleichermaßen an. Wir haben die spannendsten Facts!
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Lost Places: Wollseifen – vom Alltag zum Ausnahmezustand
Bis 1946 lebten rund 120 Menschen in Wollseifen, einem typischen Eifeldorf. Doch das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte eine unvorhergesehene Wende. Die britischen Streitkräfte erklärten das Gebiet zum Truppenübungsplatz und zwangen die Bewohner:innen innerhalb von drei Wochen, ihr Dorf zu räumen.
Innerhalb kürzester Zeit mussten sie ihre Heimat aufgeben – Häuser, Felder und Gärten wurden zurückgelassen, während Panzer und Soldat:innen das Dorf übernahmen. In den Jahren nach der Räumung begann Wollseifen zu zerfallen.
Im Kirchturm fanden Dohlen ein neues Zuhause, während Eulen in den Ruinen ihre Nester bauten und Unkraut die einstigen Straßen und Häuser überwucherte. Die Natur eroberte Wollseifen Stück für Stück zurück und die kleine Stadt wurde zum Geisterdorf.
Eine Geisterstadt mit einer besonderen Atmosphäre
Heute existieren in Wollseifen noch einige Gebäude. Drei davon sind noch original erhalten, darunter die Kirche und die Schule. Bei den anderen Gebäuden handelt es sich um „Übungsgemäuer“ des Militärs.
Als die Soldat:innen 2006 abgezogen wurden, machten ehemalige Wollseifener Bürger:innen aus ihrem alten Dorf einen Ort der Erinnerung. Modell, Bilder, Texte und Tafeln machen den Ort in historischer Hinsicht wieder lebendig. Und es wäre nicht ein Lost Place, wenn es nicht inzwischen auch die eine oder andere Schauergeschichten geben würde.
So werden bis heute Geschichten von nächtlichen Rückkehrer:innen erzählt, die in den Ruinen nach Erinnerungsstücken suchen und nach Sonnenuntergang sollen die Geister der vertriebenen Bewohner:innen spuken. Wie viel Wahrheit darin steckt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
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Lost Place: Beliebter Ort bei Tourist:innen
Inzwischen kommen viele Besucher:innen in den kleinen Ort in der Eifel, sodass man hier nur noch selten ungestört ist. Die frühen Morgenstunden und der späte Abend sind die besten Zeiten, um die besondere Atmosphäre zu genießen. Überzeugt?
Dann erreichst du Wollseifen am besten über die Geodaten (50.57975457868885, 6.424175061225385), die auch auf Google Maps zu finden sind. Der kürzeste Weg führt vom gebührenfreien Parkplatz Walberhof an der B266, etwa auf halber Strecke zwischen Einruhr und Gemünd.
Von dort sind es rund 25 Minuten zu Fuß. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, nimmt den Zug bis Bahnhof Kall und steigt dort in den Nationalparkshuttle Richtung Vogelsang um.
Doch aufgepasst: Auch wenn Wollseifen heute frei zugänglich ist, gehört es noch immer zum ehemaligen Truppenübungsplatz. Bei der Erkundung des Geländes ist Vorsicht geboten, denn es können sich noch Blindgänger in der Umgebung befinden. Außerdem gilt es, die Stille und den besonderen Charakter des Ortes zu respektieren.
Hinweis: Lost Places haben eine besondere Anziehungskraft, bergen aber erhebliche Gefahren. Einstürzende Decken, brüchige Böden und scharfe Gegenstände sind keine Seltenheit. Daher: Besichtige diese Orte niemals ohne Genehmigung oder außerhalb geführter Touren – und halte dich an die Regeln: Nichts mitnehmen, keinen Müll hinterlassen, Brandgefahr vermeiden. Wichtig: Respektiere den Lost Place und bewahre seinen Charme für zukünftige Generationen. Beachte, dass unerlaubtes Betreten strafrechtliche Folgen haben kann.