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Lost Places: Das alte Schwimmbad in Steglitz – eine vergessene Oase in Berlin

In Steglitz, einem Teil von Berlin, steht einer der beliebtesten Lost Places Deutschlands. Wir haben die spannendsten Facts für dich!

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Die Fliesen haben tiefe Risse, der Putz blättert von den Wänden und die Säulen des Schwimmbads machen einen unsicheren Eindruck. Mitten in Steglitz steht ein Relikt aus der Vergangenheit: ein altes Schwimmbad – oder zumindest das, was noch davon übrig geblieben ist. Die ehemalige Badeoase ist seit Jahrzehnten ungenutzt und verfällt zunehmend. Wo einst das Leben pulsierte, ist es still geworden. Doch welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Lost Place? Wir haben die spannendsten Facts für dich!

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Lost Places: Zerbrochene Fenster & instabile Mauern

Das alte Schwimmbad eröffnete zwischen 1906 und 1908 und galt lange Zeit als moderner Vorreiter der Berliner Badekultur. Mit großzügigen Becken, kunstvollen Fliesen und einer beeindruckenden Architektur lockte es Badegäste aus der ganzen Stadt an.

Der Bau des Gebäudes basierte auf einem Entwurf der Architekten Richard Blunk (1873-1948) und Ferdinand Münzenberger (1846-1924). 1906 kamen dann die ersten Besucher:innen im römisch-russischen Dampfbad ins Schwitzen. Zwei Jahre später konnte auch die Schwimm- und Badehalle in Betrieb genommen werden.

Es war „Preußens modernste und größte Heil-und Bäderabteilung“, so zumindest die Eigenwerbung, als das Schwimmbad seine Pforten öffnete. Und das Konzept ging auf: Schon bald standen die Menschen in langen Schlangen vor dem Eingang. Mit einer Kapazität für bis zu 200 Badegästen wurde die Anlage zu einem echten Publikumsmagneten.

Bis zu 200 Badegäste konnten in dem alten Schwimmbad unterkommen.
Bis zu 200 Badegäste konnten in dem alten Schwimmbad unterkommen. Foto: daskleineatelier – stock.adobe.com

Schwimmbecken, Saunen & Massagebänke

Das Schwimmbad im Jugendstil bot mehr als nur ein zentrales Schwimmbecken. Neben einem Dampfbad und einer großzügigen Wannen- und Brauseabteilung begeisterte es mit einem hochmodernen Wellnessbereich. Elektrische Lichtbäder, Massagebänke, Therapiekabinen und eine Sauna mit eindrucksvollem Wandmosaik machten die Anlage zu einem Vorreiter ihrer Zeit.

Das Schwimmbecken hatte eine bemerkenswerte Größe von 21 mal 9 Metern und befand sich unter einer riesigen Kuppel. Die Überläufe des Beckens waren in Marmor gefasst – ebenso wie die breite marmorne Treppe, über die man in das Becken gelangte. Wassertiere schmückten die kunstvoll geschmiedeten Geländer an den Emporen. Es gab sogar ein Sprungbrett, von dem man in das 2,80 Meter tiefe Wasserbecken springen konnte.

Anhand einige Überbleibsel lässt sich die Atmosphäre des Schwimmbades noch nachempfinden.
Anhand einige Überbleibsel lässt sich die Atmosphäre des Schwimmbades noch nachempfinden. Foto: daskleineatelier – stock.adobe.com

Ein badender Bär als Wächter: Die Skulptur über dem Haupteingang

Im hinteren Teil des Gebäudes waren die Wäscherei, das Maschinenhaus und zahlreiche Nebenräume untergebracht. Architektonisch vereinte der Bau Elemente einer Kirche und einer römischen Therme.

Tonnengewölbe, Säulengänge, Emporen und eine kuppelförmige Apsis prägten das eindrucksvolle Erscheinungsbild. Über der kupfergedeckten Halbkuppel am Haupteingang thronte sogar die Skulptur eines badenden Berliner Bären.

Im Laufe der Jahrzehnte veränderten sich jedoch die Ansprüche der Bevölkerung, und moderne Schwimmbäder sowie Fitnessstudios übernahmen die Rolle als Treffpunkt für Sport und Freizeit. Nach mehreren Versuchen, das Bad zu sanieren oder umzunutzen, wurde es schließlich im Jahre 2002 geschlossen.

Von 2006 bis 2014 wurde das alte Schwimmbad noch als Clubtheater genutzt, seit 2014 steht es endgültig leer.

Das Schwimmbad verfällt immer weiter. Auch, wenn es Restaurierungspläne gibt, wurde bisher noch nichts umgesetzt. Foto: daskleineatelier – stock.adobe.com

Ein Blick in die Gegenwart

Heute ist das alte Schwimmbad ein Lost Place, der die Spuren der Zeit eindrucksvoll zeigt. Die einst strahlend weißen Kacheln der Becken sind verblasst, viele von ihnen gesprungen oder gar verschwunden.

Moos und Pflanzen erobern langsam den Raum zurück, und die Fenster, durch die einst Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche glitzern ließen, sind zerbrochen oder mit Brettern vernagelt.

Trotz seines desolaten Zustands zieht der Ort immer wieder Fotograf:innen, Urban Explorer:innen und Geschichtsinteressierte an. Sie schätzen die einzigartige Atmosphäre, die aus einer Mischung von Melancholie und verblasstem Glanz besteht.

Für manche ist es ein Mahnmal für den Wandel der Zeit, für andere ein inspirierender Rückzugsort abseits des hektischen Stadtlebens.

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Die Zukunft des Schwimmbads

Die Frage nach der Zukunft des alten Schwimmbads bleibt jedoch offen. Mehrere Ideen, von der Errichtung eines Kulturzentrums bis hin zum Abriss, wurden in der Vergangenheit diskutiert, jedoch nie umgesetzt.

Seit 2016 wird das Stadtbad von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verwaltet und wurde seitdem gelegentlich für Filmaufnahmen oder Fotoshootings genutzt. Führungen gibt es derzeit jedoch keine, Lost Place-Liebhaber:innen können aber von außen einen Blick auf das Gebäude werfen.

Du findest das Schwimmbad in der Bergstraße 90 an der Ecke zur Körnerstraße im Ortsteil Steglitz des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Areal am besten mit der Buslinie 170 zu erreichen (Haltestelle Robert-Lück-Straße). Von der Haltestelle ist es ein etwa fünfminütiger Fußweg bis zu dem Grundstück entlang der Bergstraße.

Hinweis: Lost Places haben eine besondere Anziehungskraft, bergen aber erhebliche Gefahren. Einstürzende Decken, brüchige Böden und scharfe Gegenstände sind keine Seltenheit. Daher: Besichtige diese Orte niemals ohne Genehmigung oder außerhalb geführter Touren – und halte dich an die Regeln: Nichts mitnehmen, keinen Müll hinterlassen, Brandgefahr vermeiden. Wichtig: Respektiere den Lost Place und bewahre seinen Charme für zukünftige Generationen. Beachte, dass unerlaubtes Betreten strafrechtliche Folgen haben kann.