Vor fast drei Jahren haben sich Julie und Moritz dazu entschlossen, ihr Hab und Gut zu verkaufen und mit ihrem 20 Jahre alten Camper in die weite Welt hinauszuziehen. Mit dabei: ihr fünf Monate alter Sohn Solly, die treue Doggenmischlingshündin Pepper und all ihr Erspartes. Beide wollten sie ihrem 9-to-5-Jobs entfliehen und einen selbstbestimmten Lebensstil führen. Doch während Instagram-Feeds voller malerischer Bilder sind, gibt es auch die weniger glamourösen Seiten des Vanlifes. Auf ihrem Blog „Sol & Pepper“ berichten sie von den Vor- und Nachteilen, die das Vanlife mit sich bringt. Wir haben dir wichtigsten Informationen zusammengefasst.
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Vanlife: Die 6 Herausforderungen im Alltag
- 1. Herausforderung: Alltägliche Bedürfnisse
- 2. Herausforderung: Stellplatzsuche
- 3. Herausforderung: Wetterabhängigkeit
- 4. Herausforderung: Minimalistischer Lebensstil
- 5. Herausforderung: Beziehungsbelastung
- 6. Herausforderung: Vanlife mit Kind
- Warum das Vanlife trotzdem geliebt wird
- Fazit : Es gibt gute und schlechte Tage
1. Herausforderung: Alltägliche Bedürfnisse
Ein warmes Bad, eine bequeme Toilette oder schnell mal Wäsche waschen – all diese scheinbaren Kleinigkeiten, die im eigenen zu Hause selbstverständlich sind, werden im Vanlife zu einer echten Herausforderung. Ohne sorgfältige Planung funktioniert hier nichts. Das bedeutet, dass oft lange nach einer geeigneten Gelegenheit gesucht werden muss, um diese grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen. Ein Waschsalon, eine öffentliche Toilette oder ein Ort, an dem Wassertanks aufgefüllt werden können, ist nicht immer in der Nähe. Demzufolge kann die Suche anstrengend und zeitaufwändig sein.
2. Herausforderung: Stellplatzsuche
Die Wahl eines geeigneten Stellplatzes ist eine Wissenschaft für sich. Es kann Stunden dauern, bis man einen passenden Platz gefunden hat – besonders belastend, wenn die Sonne brennt und ein Baby schreit. Nicht selten enden diese Tage auf einem trostlosen Schotterplatz ohne die erhoffte Aussicht, die man aus Social Media kennt. Der Ort, an dem übernachtet wird, kann die Stimmung stark beeinflussen, und nicht selten ist es frustrierend, wenn der Stellplatz nicht den Erwartungen entspricht.
3. Herausforderung: Wetterabhängigkeit
Das Leben im Van ist stark vom Wetter abhängig. An heißen Tagen wird der Van schnell zur Sauna, und Temperaturen von 40 Grad im Innenraum sind keine Seltenheit. Bei anhaltendem Regen verwandelt sich der ohnehin kleine Wohnraum in ein beengendes Gefängnis. Mehrere Tage in einem winzigen Raum mit Kind und Hund auszuharren, kann zur echten Geduldsprobe werden. Die Wetterextreme lassen die Natur hautnah spüren – manchmal mehr, als einem lieb ist.
4. Herausforderung: Minimalistischer Lebensstil
Im Van gibt es keinen Platz für Überfluss. Ein minimalistischer Lebensstil ist hier Pflicht, und das bedeutet, sich von Dingen zu verabschieden, die im früheren Leben als unentbehrlich galten. Der Kleiderschrank schrumpft auf ein Minimum, und Stauraum wird zur kostbaren Ressource. Es ist eine ständige Herausforderung, zu entscheiden, was wirklich wichtig ist – viele Bequemlichkeiten fallen weg.
5. Herausforderung: Beziehungsbelastung
Auch für die Beziehung stellt das Leben auf vier Rädern eine Herausforderung dar. Paare verbringen fast jede Minute miteinander auf engstem Raum, was ohne Privatsphäre und Abstand schnell zu Spannungen führen kann. Keine Rückzugsorte, keine Auszeiten und kein Ausgleich durch Freund:innen oder Hobbys – das kann eine Partnerschaft auf eine harte Probe stellen. Viele Paare merken in dieser Extremsituation, wie gut oder schlecht sie wirklich zusammenpassen.
6. Herausforderung: Vanlife mit Kind
Ein Kind im Van großzuziehen ist eine ganz besondere Erfahrung, aber auch eine extrem fordernde. Entwicklungsschübe, schlaflose Nächte und das Zahnen eines Babys lassen sich auf wenigen Quadratmetern schwer bewältigen. Es gibt keinen extra Raum, in den sich jemand zurückziehen kann, und alles spielt sich in einem einzigen Wohnbereich ab. Die Herausforderungen des Elternseins werden dadurch potenziert, und es braucht starke Nerven, um diese Situation zu meistern.
Warum das Vanlife trotzdem geliebt wird
So herausfordernd das Vanlife auch sein kann, es hat eine Anziehungskraft, die viele nicht loslässt. Der Stress im Van fühlt sich anders an als der Alltagsstress zu Hause. Er ist eine Art positiver Stress, der an die Grenzen bringt und lehrt, geduldig und flexibel zu sein. Diese Erfahrungen lassen viele wachsen und sorgen dafür, dass jeder Moment bewusster erlebt wird.
Minimalismus hat in dieser Lebensweise eine ganz neue Bedeutung. Julie und Moritz berichten, dass sie festgestellt haben, wie wenig sie wirklich brauchen, um glücklich zu sein. Diese Erkenntnis ist befreiend, und das Verständnis von Luxus hat sich verändert. Plötzlich sind es nicht mehr materielle Dinge, sondern Erlebnisse und die Verbindung zur Natur, die am meisten erfüllen.
Das Beste am Vanlife ist das Gefühl der absoluten Freiheit. Wenn der Van an einem einsamen Strand geparkt ist, das Kind und die Hündin glücklich herumlaufen und unter dem Sternenhimmel ein Dinner genossen wird, sind das unvergessliche Augenblicke. Diese „Marmeladenglas-Momente“ geben die Kraft, die Herausforderungen des Vanlifes immer wieder anzunehmen.
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Fazit: Es gibt gute und schlechte Tage
Vanlife ist eine Lebensweise voller Höhen und Tiefen. Es ist kein immerwährendes Abenteuer, das von einer perfekten Instagram-Kulisse zur nächsten führt, sondern eine herausfordernde, aber auch unglaublich bereichernde Erfahrung.
Wer sich darauf einlässt, entdeckt neue Seiten an sich selbst, lernt den Partner/die Partnerin besser kennen und erlebt die Natur auf eine unvergessliche Art. Das Leben im Van lehrt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die kleinen Dinge zu schätzen.